FC Einheit Rudolstadt – Bischofswerdaer FV 08 3:3 (1:0)

Maximal bitteres Ergebnis für die Einheit

Da hat der Verfasser gedacht, dass er nach 47 Jahren im fußballerischen Ehrenamt schon alles erlebt hat. Doch die Oberligapartie zwischen dem abstiegsbedrohten FC Einheit und dem Bischofswerdaer FV 08, der das Saisonende vom 7. Tabellenplatz aus gelassen angehen kann, hat manches noch einmal getoppt. Denn eine Partie mit zwei Handelfmetern, zwei Eigentoren und einem Treffer in der fünften Nachspielminute gehört sicher kaum zu den Alltäglichkeiten auch eines Oberligaspiels. Dass Holger Jähnisch in seinem Resümee schon kurz nach dem Abpfiff von einer „maximal bitteren Situation“ für seine Mannschaft spricht, ist verständlich. Hingegen kann sein Gegenüber auf der Trainerbank, Frank Rietschel, „mit dem Punkt leben“.

Die Gastgeber begannen die intensive Begegnung, in der der gute und weitgereiste Schiedsrichter aus Potsdam, der dem Verein eine schöne „Stange“ Geld kostete, aber mit fünf Verwarnungen auskam, sehr engagiert. Doch die erste Möglichkeit gehört den „Schiebockern“. Steve Ziszkas Schuss zwang den aufmerksamen Max Bresemann zu ersten Parade (8.). Schon in dieser Phase sah man, dass der BFV 08, der erst an der Mittellinie angriff, zunächst auf Konterfußball setzte.

Rudolstadt antwortete mit einem Kopfball von Abwehrspieler Toni Jörg Stelzer, der allerdings das Ziel nach dem ersten Eckball verfehlte (21.). Dann der erste Aufreger im Spiel, als beim Schuss von Marco Riemer bei einem Gästespieler wohl die Hand im Spiel war. Eine Situation, die auf der Gästebank für Proteste sorgte. Spezialist Maximilian Schlegel blieb unbeeindruckt und wuchtete das Spielgerät zum 1:0 für die Hausherren in die Maschen (24.)

Danach hielten sich die Chancen auf beiden Seiten in Grenzen. Für Rudolstadt sind die von Riemer (26.) und für den BFV die von Luis Bürger (30.) zu nennen. Spektakulärer wurde es, als Eduard Hofmann abzog, aber Bresemann noch eine Hand an das Leder bekam und es aus dem Winkel kratzte (33.). Und auch die beiden dicken Gelegenheiten von Riemer nach Balleroberung (35.) und von Robin Ensenbach (38.), der frei zum Abschluss kam, gehörten in die Kategorie, die Jähnisch beim Pressegespräch als einhundertprozentig bezeichnete, Knapp war es kurz vor der Pause, als eine verheißungsvolle Situation des FC-Kapitäns wegen einer Abseitsstellung zurückgepfiffen wurde (41.).

Der zweite Durchgang brachte schon nach wenigen Sekunden den Ausgleich. Rettig setzte sich über die linke Angriffsseite durch, zog eine scharfe Eingabe nach innen und der erst 18-jährige Tony Reh, der aber in den Nachwuchsleistungszentren des Chemnitzer FC und des 1. FC Magdeburg ausgebildet wurde, flog heran und versenkte die Kugel im langen Eck. Ein Zwischenstand, den Rietschel als nicht unverdient bezeichnete.

Dann passierte auf dem Feld gut 20 Minuten nichts Aufregendes, sieht man einmal von der Kopfballrückgabe von Marco Riemer auf Max Bresemann ab (54.).

Doch spätestens nach dem zweiten Handelfmeter, den die Rudolstädter massiv einforderten und den der Unparteiische nach kurzer Überlegung auch gab, nahm das Match wieder Fahrt auf. Fast unnötig zu erwähnen, dass Schlegel präzise vom Punkt traf (64.). Kurz darauf ein Konter der Gastgeber über Ensenbach und Riemer. Der Routinier brachte das Leder in Richtung BFV-Gehäuse, wo Paul Fromm mit artistischem Einsatz selbiges von der Linie kratzte (67.). Auch über diese vergebene Möglichkeit ärgerte sich der Einheit-Coach.

Er musste ebenso wie die durchaus gute Zuschauerkulisse mit ansehen, dass Stelzer beim Abwehrversuch Florian Giebel anschoss. Dass der Treffer Joans Krautschick zugesprochen wurde und auch die Spielzeit des zweiten Rudolstädter Tores auf dem Formular nicht stimmte, erschließt sich dem Autor des Beitrages jedoch nicht ganz (78.).

Kurz vor Schluss geriet die Einheit wieder auf die vermeintliche Siegerstraße. Denn auch den Sachsen passierte ein Eigentor, das Eduard Hofmann angelastet wurde (86.)..

Doch damit war die Begegnung aus der Sicht der Platzelf leider noch nicht entschieden. Denn fast mit dem Schlusssignal gelang Paul Fromm, der schon beim FC Carl Zeiss Jena II gespielt hat, aus dem Gewühl heraus das 2:3 (90.+5).

Das Ergebnis sahen die Trainer so:

Frank Rietschel: „Heute war es von Anfang an ein ausgeglichenes und körperbetontes Spiel. Die Moral der Truppe hat gezeigt, dass wir das 3:3 wollten. Wir haben auch nicht noch mal gewechselt, weil das Zeit kostet. Dann haben wir das gerechte 3:3 gemacht. Natürlich hatten wir nach dem 1:2 Glück, denn da besaß Einheit eine Riesenmöglichkeit. Wenn da das 3:1 fällt, wird es für uns auch bei diesen Witterungsbedingungen schwer. Ich bin sehr froh, dass wir noch einmal alles gegeben haben, aber wir können insgesamt mit dem Punkt leben.“

Holger Jähnisch: „Es war über 80 Minuten von uns ein sensationelles Spiel und ein aufopferungsvoller Kampf. Das war fußballerisch sicher heute eines unserer besten Spiele in der Saison und das gegen eine absolute Top-Mannschaft. Dabei haben wir uns, wenn ich an die beiden Elfer und das dritte Tor denke, auch ein wenig das Glück erarbeitet. Ich habe auch im Kreis gesagt, dass jeder einen großen Anteil daran hat, dass wir heute so ein gutes Spiel gemacht haben. Das betrifft auch das Zweikampfverhalten und das Läuferische. Doch wir müssen uns auch den Schuh anziehen, dass wir heute eigentlich in der Lage waren, fünf Tore zu erzielen. Diese Eiseskälte muss man in der Oberliga haben. Da kann man nicht darauf warten, dass die Chancen noch besser werden.

Der Gegner hat es uns vorgemacht, was man mit scharfen Eingaben und mit Entschlossenheit beim Hereingehen in die Bälle erreichen kann. Das muss ein Lerneffekt sein, der uns vielleicht hilft, dass wir beim nächsten Spiel in Wernigerode als Sieger vom Platz gehen. Doch heute war es ein Spiegelbild der Saison und am Ende, das kann ich nur wiederholen, für uns maximal bitter.“

Die Statistik

FC Einheit:

Bresemann, Giebel, Schlegel, Ensenbach (86. Häußer), Riemer, Krahnert, Stelzer, Baumann, Rupprecht (90.+2 Lüdicke), Wach (78. Floßmann), Barth 

BFV 08:

Kiefer, Scharfe, Weiß (75. Achtenberg), Fromm, Zizka, Rettig (83. Scheimann), Bürger, Hofmannsthal, Reh, Stopp, Krautschick

Schiedsrichter: Fabio Stemmler, Zuschauer: 185

Torfolge: 1:0 Maximilian Schlegel (24/HE), 1:1 Tony Reh (47.), 2:1 Maximilian Schlegel (64./HE), 2:2 Florian Giebel (78./ET), 3:2 Eduard Hofmann (87.), 3:3 Paul Fromm (90.+5)

Hartmut Gerlach

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