Geraer drehen die Partie in der 2. Halbzeit
In diesem Thüringenderby – in dieser Spielklasse gibt es nur zwei Mannschaften aus dem Freistaat – wollte der Gastgeber das ganz schwache Spiel von vor einer Woche vergessen machen. Das gelang vor allem im ersten Spielabschnitt, wo die Hausherren die Partie bestimmten und auch verdient in Führung gingen. Ein Freistoß von Spezialist Maximilian Schlegel aus mehr als 25 Metern landete am Innenpfosten des Geraer Gehäuses und schlug von dort ein (25.).
Demzufolge hatte Holger Jähnisch im Gegensatz zur Partie in Zorbau nur wenig zu kritisieren: „Man hat heute sowohl in der Kabine als auch unter der Woche gemerkt, dass da eine ganz andere Energie am Start war. Aber man wird im Fußball auch nur dann belohnt, wenn man das über eine längere Strecke durchhält. Wir haben das über eine gute Stunde ordentlich gemacht. Die erste Halbzeit war von uns etwas bestimmender. Wir gehen mit dem fantastischen Freistoß in Führung, versäumen es aber in Umschaltmomenten, uns noch klarere Chancen herauszuspielen. Das war eigentlich das einzige Manko.“
Gera, nach fünf Jahren wieder zurück in der 5. deutschen Liga, blieb im ersten Durchgang recht verhalten. Man ließ den Gegner gewähren, griff zumeist erst an der Mittellinie an und kam auch kaum einmal in den Strafraum der Rudolstädter. Hingegen zeigte die Wismut Respekt vor den Standards der Hausherren: „Dann gab es Ecken, die Gefahr ausgestrahlt haben und wo wir uns nicht beschweren dürfen, ein Gegentor zu bekommen“, meinte der BG-Coach.
Doch auch das sah Steffen Geisendorf, seit Saisonbeginn Trainer der Geraer: „Alles in allem sind wir von der Spielanlage her ruhig geblieben und haben versucht, unser Spiel anzunehmen, umzusetzen und durchzusetzen.“
Jähnisch warnte seine Schützlinge davor, dass die BSG mit Wiederbeginn mehr Druck aufbauen würde. So war es auch. Zwar gab es auch jetzt noch nicht unzählige Möglichkeiten zu Toren für die Wismut, aber man näherte sich kontinuierlich dem von Maurice Geenen gehüteten Gehäuse an. In der 55. Mintuen setzte der schnelle und dribbelstarke Califo Baldè das erste Achtungszeichen. Fast an der linken Grundlinie wurde er, nachdem er einen FC-Akteur ausgetanzt hatte, sehr zum Ärger des Einheit-Übungsleiters, der vor allem die Lage des Fouls kritisierte, zu Fall gebracht und der Unparteiische zeigte auf den Punkt. Gelb gab es für den Sünder zwar nicht, aber zehn Verwarnungen sind für ein Derby, das nie die Grenzen des Erlaubten sprengte, recht viel. Dabei muss man allerdings beachten, dass allein vier wegen Meckerns oder Spielverzögerung gezeigt wurden. Florian Schubert ließ Geenen vom Punkt keine Chance und verwandelte sicher.
Fast im Gegenzug dann die Möglichkeit für die Gastgeber, wieder in Front zu ziehen. Marco Riemer, der sich zumeist „liebevoller“ Betreuung von zwei Gegenspielern „erfreute“, sah, dass Geras Schlussmann Ondrej Cap weit vor seinem Gehäuse stand. Er versuchte es mit einem Heber von der Mittellinie aus, doch die Latte rettete sowohl den Keeper als auch den Kontrahenten.
So blieb die Partie in der Schwebe, wobei die BSG Wismut nun absolut gleichwertig war und sogar mehr Ballkontakte besaß. Nach 70 Minuten war es erneut Baldè, der sich nach einer gelungenen Kombination der Geisendorf-Elf auf rechts durchsetzte, flach nach innen passte, wo Franz Hoffmann aus Nahdistanz ins leere Tor einlenkte.
Holger Jähnisch reagierte, brachte weitere Offensivkräfte, aber es gab trotz Bemühungen der Einheimischen nichts Zählbares mehr. Dabei rückte sogar Maurice Geenen in der Nachspielzeit bei Ecken mit nach vorn.
Am Ende bleib es beim knappen 2:1 für den Rückkehrer in die Oberliga. Den Erfolg sah Steffen Geisendorf so: „Ich denke, dass wir mit den zwei Toren auch verdient die drei Punkte mitnehmen. Wir haben die entscheidenden Situationen, in denen Rudolstadt alles nach vorn wirft, sehr gut wegverteidigt. Unsere beiden Innverteidiger haben sich mit zunehmender Spieldauer richtig in das Spiel reingesteigert. Wir haben Stabilität bekommen und belohnen uns für den Aufwand, den wir schon seit Wochen betreiben. Auch endlich so, dass wir auswärts punkten.“
So fällt das Urteil seines Pendants aus: „Wir haben in der 2. Halbzeit tiefer gestanden haben und unsere Abstände nicht mehr gehalten. Das war nicht viel, aber wir haben drei, vier, fünf Prozent weniger gemacht und uns vielleicht zu sicher gefühlt. Dann baut man keinen Druck mehr auf den Ball auf und man holt einen Gegner, gegen den man eigentlich vorn ist, zurück. Damit gibt man das Momentum aus der Hand. Aber wir bleiben beieinander und da wird keiner über den anderen herfallen. Wir werden offen und ehrlich miteinander umgehen, zerreißen keinen in der Luft, werden eine ordentliche Trainingswoche hinlegen und wer sagt, dass wir nicht in der nächsten Woche in Bischofswerda gewinnen … .“
Die Statistik
FC Einheit:
Geenen, Giebel, Floßmann, Schlegel, Riemer, Kuhn (68. M. Baumann), Krahnert, Himik, Rupprecht, Rühling (76. Shoshaj), Wachs (76. Biregey)
BSG Wismut:
Cap, Haupt, Kubitz, Schubert (90. Kiessling), Bondarenko (90.+2 Seidel), Frackowiak, Eichberger, Zerrenner, Hoffmann, Baldè, Schädel
Schiedsrichter: Christian Schlömann, Zuschauer: 305
Torfolge: 1:0 Maximilian Schlegel (25.), 1:1 Florian Schubert (55./Strafstoß), 1:2 Franz Hoffmann (70.)
Hartmut Gerlach