Rudolstädter lösten gleich zwei Aufgaben
Die Rudolstädter Oberligafußballer lösten an diesem 13. Spieltag vor eine Minikulisse, die allerdings Trainer Holger Jähnisch angesichts der Witterungsverhältnisse auch im Gegensatz zum Zeiss-Pokalspiel mit fast 2.500 Besuchern erwartet hatte, gleich zwei Ziele. Mit dem Sieg über Einheit Wernigerode, dem höchsten Erfolg in der Saison 24/25, platzierten sie sich auf einem Nichtabstiegsplatz. Und außerdem überreichten sie mit dem 4:2 ihrem umtriebigen, stets ideenreichen Sportlichen Leiter Tim Ackermann ein gelungenes „Geschenk“ zum 36. Geburtstag.
Dabei erwischte der Gastgeber in diesem Einheit-Duell einen Start nach Maß. Nach gerade einmal drei Minuten fand Gregor Kuhn, der sich völlig verausgabte, seinen Kapitän Marco Riemer. Der spritzte in die Eingabe und ließ Franz Lohse im Kasten der Mannsfeld-Elf mit einem Flachschuss keine Chance. Noch in der Startphase musste sein Gegenüber Max Bresemann bei einem Schuss von Niclas Treu all sein Können aufbieten, um den Ausgleich per Fußabwehr zu verhindern (10.).
Nur 180 Sekunden darauf erkämpften sich die Thüringer einen Einwurf der Gäste, kombinierten schnell nach vorn und markierten durch den auffälligen Aulon Shoshaj das 2:0. „Es war hilfreich, dass wir mit der ersten Chance in Führung gingen und mit der zweiten auf 2:0 gestellt haben“, freute sich der Rudolstädter Coach über die frühe Führung seiner Schützlinge.
Bevor Gregor Schlichting mit einem Kopfball das Gehäuse der Einheimischen nur knapp verfehlte (21.), präsentierte Marco Riemer Fair Play und gab das Leder nach einem Foul an Moritz Gollmer auch ohne den Pfiff des Unparteiischen an die Einheit aus dem Harz zurück. Nun wurde Wernigerode stärker und hatte gegen sich ein wenig zurückziehende Hausherren mehr Ballbesitz. Wenig später „revanchierte“ sich Kevin Hildach seinerseits mit einer fairen Aktion, nachdem ein Rudolstädter blutend am Boden lag. Auch er beförderte den Ball aus dem Feld.
Dann wurde es wieder spannend, denn nach einem Freistoß der Gäste schob Mika Hess den Abpraller über die Linie (40.). Die Handspielreaktion der Platzelf beeindruckte den Schiri nicht. Aber auch die Einheit aus Thüringen zeigte sich vom Gegentor nicht geschockt, denn nach einem Freistoß von Shoshaj bugsierte Liam Floßmann das Spielgerät mit etwas Glück in die Maschen (43.). Kurz darauf, war die Jähnisch-Elf jedoch im Pech, denn Shoshaj traf nur die Latte des Tores von Wernigerode (45.).
Zu Beginn des zweiten Durchgangs spürte man, dass sich der Gast einiges vorgenommen hatte. So sorgten zwei Eingaben für Gefahr im Rudolstädter Torraum (49., 56.). Aber auch Riemer hätte auf 4:1 stellen können, doch alleine auf Lohse zulaufend, konnte der einen Einschlag verhindern (58.).
Der Treffer fiel dann auf der Gegenseite, als der eingewechselte Jannis Lisowski aus 18 Metern Maß nahm und die Kugel im rechten unteren Eck versenkte (65.). Fast wäre Wernigerode zwei Minuten darauf das 3:3 gelungen, aber Bresemann parierte einen Freistoß von Filipe Almeida mit ganz, ganz starker Parade (67.).
Dann begannen beide Trainer mit Wechseln. Doch das spielentscheidende 4:2 erzielte ein Akteur, der sich erneut als laufstark erwies und so wie der Vorlagengeber in den ganzen 97 Minuten auf dem Platz stand. Sven Rupprecht behielt auf der rechten Seite die Übersicht und jagte das Leder mit Präzision und Schärfe ins linke Eck (79.). „Vater“ des Treffers war Markus Baumann. Er bediente mit einem weiten Diagonalpass den sich anbietenden Schützen.
Interimscoach Andreas Binder, der Wernigerode nach der kürzlich erfolgten Suspendierung von Andrè Dzial gemeinsam mit Frank Rosenthal bis zur Winterpause trainiert, ärgerte sich über die Tore des Kontrahenten: „Wir haben uns nach den Anschlusstreffern durch unnötige Fehler und schlechtes Abwehrverhalten wieder aus dem Spiel gebracht.“
Nach ihrem erfolgreichen Abschluss hatten die Gastgeber wenig Mühe, den höchsten Sieg im bisherigen Spieljahr über die Zeit zu bringen. Fast hätten sie noch das 5:2 erzielt, aber Robin Ensenbach stand bei seinem Treffer hauchzart im Abseits (84.).
Das Urteil von Frank Binder fiel so aus: „Es war ein ausgeglichenes Spiel, in dem Rudolstadt seine Chancen eindeutig eiskalt genutzt hat. Ich kann nur gratulieren. Die Gastgeber zeigten heute zehn Prozent mehr Kampf und Willen. Das habe ich bei uns vermisst. Für Ballbesitz können wir uns nichts kaufen.“
Holger Jähnisch, im 13. Oberligatrainerjahr mit reichlich Erfahrung ausgestattet, monierte in der Pressekonferenz unter dem Beifall der Anwesenden unter anderem die mangelhafte Kommunikation des Referees. Er zog dieses Fazit: „Wir wussten, dass Wernigerode vom Fußballerischen, der Robustheit und der Zweikampfstärke her, das hat man hinten heraus gesehen, eine richtig gute Truppe ist. Sie hat dort hinten in der Tabelle eigentlich nichts verloren. Ich denke, dass es auf diesem Boden ein gutes Spiel war. Ich bin mit der fußballerischen Leistung genau so zufrieden wie mit der kämpferischen. Wichtig war, dass wir das 4:2 machen. Da gab es auch schon andere Zeiten. Wir sind natürlich glücklich, dass wir das hinten heraus relativ souverän nach Hause verteidigt haben.“
Weitere Fotos von Achim Freund aus der 1. Halbzeit veröffentlichen wir auf Facebook.
Die Statistik
FC Einheit Rudolstadt
Bresemann, Giebel (85. Siegel), Floßmann (85. Veleski), Shoshaj (74. Ensenbach), Riemer, Kuhn (65. Biregey), Krahnert, M. Baumann, Homik, Rupprecht, Rühling
FC Einheit Wernigerode
Lohse, Wersig, Dörnte, Farwig, Hildach (73. Bierschenk), Hess, Schlichtung (82. Raeck), Wagner (86. Liese), Gollmer (46. Lisowski), Treu, Almeida (82. Rajkovic)
Schiedsrichter: Tim Haubenschild, Zuschauer: 89
Torfolge: 1:0 Marco Riemer (3.), 2:0 Aulon Shoshaj (13.), 2:1 Mika Hess (40.), 3:1 Liam Floßmann (43.), 3:2 Maximilian Farwig (65.), 4:2 Sven Rupprecht (79.)
Hartmut Gerlach