Holger Jähnisch ist der mit Abstand dienstälteste Trainer der 5. deutschen Liga. Gemeinsam mit dem FC Einheit befindet er sich nach 13. Jahren in dieser Spielklasse auf Tabellenrang 13 wieder. Diese lange Zeit hatten viele auch nicht annähernd für möglich gehalten haben, Mit den Rudolstädtern steht er nach vier Siegen, drei Remis und neun Niederlagen mit 24:31 Toren und 15 Punkten unter dem berühmt-berüchtigten Strich. Diese Platzierung würde, wenn keine Mannschaft zurückzieht oder die Zahl der Aufsteiger aus den Landesverbänden nicht ausreicht, den Abstieg nach 13 Jahren Oberligazugehörigkeit bedeuten.

Dem entsprechend unzufrieden ist der Coach im Gespräch mit dem Vereinssprecher beim traditionellen Frühstück in einer Jenaer Szenekneipe. Es sei schon ernüchternd und es gäbe wenig Positives, wenn man auf die Tabelle blicke, sagt er, bevor er noch das erste Stück vom leckeren Rührei, auch das ist der Brauch bei der morgendlichen Einladung, gegessen hat. Doch Jähnisch wäre nicht ein äußerst erfahrener Trainer, wenn er nicht sofort in den Angriffsmodus gehen würde. „Das müssen wir durch eine ordentliche Vorbereitung wie in der letzten Winterpause ändern und dazu eine Entwicklung anzuschieben.“
Aber zunächst folgt seine Analyse. Der Aderlass im Sommer sei groß gewesen, betont er. Mit Eismann (Einheit Bad Berka), Eichberger (Wismut Gera), Fiedler, Kaiser (SC Naumburg), Szymanski (TSV Bad Blankenburg), Noak (Preußen Bad Langensalza), Mei0ner (FC Eichsfeld), Schmidt, Zarschler (vereinslos), Bahner (VfB 09 Pößneck) haben zehn Akteure den Oberligisten verlassen. Dabei erfolgten mehrere Wechsel recht kurzfristig und überraschten die Sportliche Leitung.
Denen standen vor der Saison 2024/25 mit Ensenbach (TSG Saalfeld-Remschütz), Floßmann (Wismut Gera), Homik, Siegel (SCHOTT Jena), Veleski (Ilinden-Australien), Shoshaj (FC CZ Jena U19), Lüdicke (eigene U19) und Biregey (vereinslos) sieben Neue gegenüber. Von denen hat Biregey mittlerweile die Einheit wieder verlassen.
Freuen können sich Holger Jähnisch und sein Trainerteam, das aus Hendrik Faik (Co-Trainer), Michael Schoke (Torwarttrainer),Torsten Hölbing (Teammanager), Tim Ackermann (Sportlicher Leiter) und Michael Stöckel (Physiotherapeut) – ihn lobt Jähnisch in den höchsten Tönen, obwohl er wegen seiner Tätigkeit beim FC Carl Zeiss nicht immer da sein kann – dass mit Tommy Barth (VFC Plauen) ein wichtiger Akteur in der Winterpause zurück kommt. Auch bei Toni Stelzer dauert es nach seinem Auslandssemester im Rahmen des Lehramtsstudiums nicht mehr lange, bis er wieder im Kader steht.
Aber der FC-Trainer weiß natürlich, dass die Spieler, die aus unteren Ligen geholt wurden, Zeit brauchen. „Die wollen wir ihnen auch geben“, sagt er. Doch er möchte auch, dass die erfahrenen Spieler, die gezeigt haben, dass sie „Oberliga können“, wieder an ihr Leistungsniveau anknüpfen. „Da nehme ich keinen heraus. Den Schuh müssen wir uns alle anziehen. Wir werden in der Zeit bis zum Punktspielstart alles akribisch aufarbeiten. Wenn der eine oder andere wieder gesund wird und wir so wie in der letzten Wintervorbereitung arbeiten, dann bin ich optimistisch, dass wir das Ruder erneut rumreißen können“, so Jähnisch.“
Er habe sich in den freien Tagen und um den Jahreswechsel herum die Spiele noch einmal angeschaut und dabei positive und negative Muster erkannt, erläutert unser Gesprächspartner. Das betreffe das Erzielen oder Bekommen von Toren oder auch die Punkteausbeute. „Da waren Dinge dabei, die sich leider wiederholt haben. Die gilt es abzustellen. Dazu ist jeder aufgerufen.“
Mit sechs Testspielen und zahlreichen Trainingseinheiten wollen die Rudolstädter Übungsleiter ihre „Schäfchen“ wieder auf Kurs bringen. Dazu gelte es, Spielern die Möglichkeit zu geben, über 90 Minuten auch in den Test auf dem Platz zu stehen und einen gewissen Rhythmus aufzubauen. Man wolle aber auch einen gesunden Konkurrenzkampf schüren. Zwar könne man Wettkämpfe nicht simulieren, aber durch Vorbereitungsspiele komme man dem schon nahe.
In der Hinrunde habe man gespürt, dass die Punktspielbegegnung am Wochenende dann gut ausfallen würde, wenn die Truppe im Training engagiert und konzentriert gearbeitet habe. Dadurch habe man gegen Krieschow, den RSV, Wernigerode oder auch Grimma jeweils zuhause gewonnen. Aber die Mannschaft hat auch Ausreißer nach unten wie die Partien in Zorbau oder gegen Gera und Ludwigsfelde gehabt.
Das Fazit des Trainers: „Wir können in der Liga mithalten und gegen jede Mannschaft punkten, aber man muss in der Lage sein, das Niveau am Limit abzurufen. Der Sieg entscheidet sich zwischen 95 und 100 Prozent, nicht bei 70. Man muss versuchen, die Chancen noch konsequenter zu nutzen und Freistöße oder Ecken gut zu verteidigen. Wenn wir das nicht getan haben, wurden wir in dieser Liga bestraft. Unser Lernprozess muss Standard sein.“
Die Statistik:
Der FC Einheit hat vier Spiele gewonnen: Krieschow 3:2 (H), RSV Eintracht 3:2 (H), Grimma 3:1 (H), Wernigerode 4:2 (H).
Drei Mal spielte man remis: Halberstadt 3:3 (A), Bautzen 2:2 (A), Ludwigsfelde 1:1 (H).
Neun Partien wurden verloren: Halle 1:2 (H), Magdeburg II 0:1 (H), Auerbach 1:2 (A), Sandersdorf 0:1 (A), Zorbau 1:5 (A), Gera 1:2 (H), Bischofswerda 1:2 (A), Freital 0:1 (A), Halberstadt 0:2 (H).
Zum Einsatz kamen bislang diese 19 Spieler: Tom Krahnert, Tim Rühling (16), Markus Baumann, Lando-Maximilian Lando, Sven Rupprecht, Aulon Shoshaj (15), Liam Floßmann, Florian Giebel, Marco Riemer, Ron Wachs (14), Ron Ensenbach, Maximilian Schlegel (13), Max Bresemann, Gregor Kuhn (12), Alain Biregey (11), Adrian Veleski (8), Maurice Geenen, Fabian Lüdicke (4).
Die Tore verteilen sich auf diese neun Schützen: Riemer (9), Shoshaj, Wachs, Schlegel (3), Kuhn (2), Rupprecht, Floßmann, Biregey, Veleski (1).
Foto: (Archiv A. Freund): Spiel gegen Wismut Gera
Beitrag siehe auch OTZ vom 18.01.25
Hartmut Gerlach