Im Porträt (6): bescheidener neuer Einheit-Spieler ist ebenfalls ein Sprachwunder

Als der Vereinssprecher Holger Jähnisch fragte, ob er denn beim Porträt von Yaser Bakavoli Mohammadi – den Namen lösen wir später auf – einen Dolmetscher brauche, hatte der eine durchaus überraschende Antwort parat: Yaser spricht unsere Sprache hervorragend –  so wie Szymon-Jan Frackowiak. Dass sich der 26-Jährige zudem wie alle anderen Neuzugänge bzw. die schon länger bei der Einheit spielenden Kicker als charakterlich bestens und sehr bescheidener Mann erwies, sei nicht nur am Rande erwähnt.

Geboren und aufgewachsen ist Yaser im Iran, aber die Eltern kommen aus Afghanistan. Seit seinem 15. Lebensjahr ist seine neue Heimat gemeinsam mit seinem Bruder Deutschland. Einige Wochen hat er sich nach seiner Ankunft in Erfurt aufgehalten, danach für eine gewisse Zeit in Mühlhausen. Seit neun Jahren ist Jena, wo er mit seinem Bruder, der fast 30 Jahre ist, wohnt, sein Heimatort.

Nach dem einjährigen Berufsvorbereitungsjahr, in dem Yaser vor allem an der Sprache gearbeitet hat, waren seine weiteren schulischen Stationen der Haupt – und später der Realschulabschluss. Zunächst hat er den Weg zum Abitur bestritten, aber nach einem Jahr die dreijährige Ausbildung zum Industriekaufmann in Angriff genommen. Die hat er im Sommer 2025 erfolgreich abgeschlossen. Seit kurzem hat er in Jena eine Stelle als Administrator inne.

Beim Erlernen der deutschen Sprache habe er sich immer viel Mühe gegeben. Zunächst habe er mit You-Tube-Videos gelernt. Im ersten Jahr schaffte er bereits die BI-Sprachkundigen-Prüfung. Auch durch den Fußball lerne man die Umgangssprache, fügt er hinzu.

Ein Lehrer hat Yaser Mohammadi in seinen Bemühungen unterstützt, in Deutschland Fußball zu spielen. Der Pädagoge vermittelte auch ein Probetraining beim SV SCHOTT Jena. Hier war man sehr froh über den neuen Spieler und übernahm ihn zu Beginn 2016 postwendend. Danach gab es sogar ein Angebot der A-Junioren des FC Carl Zeiss Jena. Doch eine schwierige Verletzung von Mohammadi verhinderte dies.

Danach startete er mit 19 in der 1. Mannschaft von SCHOTT. „Das Team ist wie eine zweite Familie für mich. Ich habe hier viele Freunde gefunden und zu manchen, die heute nicht mehr da sind, weil sie hier studiert haben, noch guten Kontakt“, spricht er sehr positiv über die Jahre beim derzeitigen Thüringenligisten.

Hier stand Yaser nach einer normalen Eingewöhnungszeit beim Übergang von den Junioren zu den Männern in den letzten vier Jahren immer in der Stammformation.

Bei einem Spiel in Saalfeld hat Tim Ackermann, der Sportliche Leiter des FC Einheit, erstmals Kontakt zu Yaser Mohammadi aufgenommen. Da sich unser Gesprächspartner jedoch im letzten Ausbildungsjahr befand, hat er deutlich gemacht, dass er erst einmal in Jena bleiben wolle. „In einem sehr respektvollen Gespräch hat mir Tim gesagt, dass er mich weiter verfolgen werde und dass man in Kontakt bleiben wird.“

Gegen Ende der letzten Saison nahm der Sportliche Leiter der Einheit die Verbindung wieder auf. Henrik Faik hat dann die Unterredung mit Yaser geführt. Er wollte jedoch nur wechseln, wenn Rudolstadt den Klassenerhalt schaffen würde.

Was machen nun die fußballerischen Stärken des Einheit-Zugangs aus. Dazu seine Ausführungen: „Ich bin, das haben schon die Trainer vom SCHOTT gesagt, so eine Art ‚Bauarbeiter’ auf dem Spielfeld. Ich laufe viel und gehe keinem Zweikampf aus dem Weg. Mein Spielverständnis ist gut, ich kann auch taktische Vorgaben umsetzen und bin ballsicher. Aber ich muss gerade in dieser Liga lernen, die Zweikämpfe noch energischer zu bestreiten. Das ist auch die Meinung von Holger Jähnisch. Deshalb versuche ich, meinen Oberkörper zu verbessern.“

Es sei kein Weltuntergang, wenn er derzeit noch nicht im Stamm steht. Aber er will auch im Training zeigen, dass er zu den ersten elf Spielern gehört.

Die meiste Zeit verbringt Yaser außerhalb der Arbeit und dem Fußball mit seinem Bruder. Zudem gibt es regelmäßige Treffen mit Freunden aus der Heimat, wo man vor allem gemeinsam kocht. „Unsere persische Küche ist sehr berühmt“, betont der Nichtraucher nicht ohne Stolz. Sehr oft telefoniert er auch mit seiner Mutter, die sich natürlich immer Sorgen um die Kinder macht. Im Iran leben noch zwei ältere Schwestern von Mohammadi.

Yaser klärt uns auch über den Namen auf. Da die Buchstabenzahl zu groß ist, erscheint im Ausweis die Abkürzung B. Sie steht für den Ort, wo Yaser herkommt. „Mein eigentlicher Nachname ist Mohammadi“, erklärt er.

So wie Szymon ist Yaser ein Paradebeispiel für gelungene Integration. Schön, dass der Fußball dazu beiträgt … .

Das sind die bisher erschienen Porträts der Saison 25/26:

Eric Kuhnt (1)

Liam Floßmann (2)

Emilio Heß

Justin Smyla

https://www.einheit-rudolstadt.de/wp-admin/post.php?post=37296&action=edit

Szymon-Jan Frackowiak

Hartmut Gerlach

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