Wenn man mit 83 Jahren noch geistig so fit ist wie der ehemalige Weltklassestürmer Peter Ducke aus Jena, dann kann man sehr froh sein. Auch die 25 Besucher, die an diesem Abend in die Stadtbibliothek Rudolstadt gekommen waren, um den „schwarzen Peter“ ebenso wie Marcel Wedow, Gründer des kleinen Museums „Fußballzeitreise“ in Bad Tabarz, zu erleben, waren begeistert.

Und Ducke verstand es in seiner unnachahmlichen Art, die Anwesenden in seinen Bann zu ziehen. So auch Manfred Kühn, einst sehr schneller Abwehrspieler bei Einheit Rudolstadt und mittlerweile auch schon in einem fortgeschrittenen Alter, der mit der BSG Einheit drei Mal gegen Jena gespielt hat und dabei dem vielgepriesenen Ausnahmefußballer das Leben durchaus schwer machte.

Kurz vor der Veranstaltung berichtete Andreas Hahn, Mitarbeiter der Deutschen Post, dem Moderator, dass er einst viel Post in der Erfurter Straße in Jena abgeliefert hatte. Dort wohnte die Familie Ducke einige Zeit und als sie von dort wegzogen, hat ihn Hahn, heute gemeinsam mit Frank Schrot Vorsitzender des Einheit-Fanclubs „Rumpelstilzchen“, die Briefe an Duckes neue Adresse weiter geschickt. Peter Ducke revanchierte sich und spendierte dem Postbeamten einen großen Eisbecher samt Gespräch.

Der Jenaer, der seinen Verein nie verlassen hat, wusste natürlich sofort, wer hinter diesem Spruch stand: „So ein begnadeter Fußballer wird in der falschen Zeit geboren und spielt bei der falschen Mannschaft.“ Dass es Hans Meyer war, so wie Ducke ein ganz berühmter Mann, kam wie aus der Pistole geschossen. Meyer wusste so wie seine Trainerkollegen bei Carl Zeiss Jena und in der DDR-Nationalmannschaft und wie beispielsweise Schiedsrichter Rudi Glöckner den „verrückten, rebellischen und unberechenbaren“ Ducke zu „nehmen“. Und er habe sich in seinem Heimatclub immer sehr wohlgefühlt, betont der Mann, der in 446 Spielen für Carl Zeiss 207 Tor geschossen hat.

Dass vor allem Bruder Roland den Löwenanteil am Wechsel von Schönebeck nach Jena hatte, wird gleichfalls klar gestellt. Auch, dass er nach der Wende nicht unbedingt glücklich war mit dem Verhältnis zu den „großen“ Kickern im anderen Teil Deutschland, denen er bei gemeinsamen Spielen begegnete, sei nicht verschwiegen. Ihnen sei es oft, so Ducke, nur ums Geld gegangen.
Gelegenheit für Hartmut Gerlach den „Ball Marcel Wedow zuzuspielen“. Der hatte viele Fußballhelden zwischen Hamburg und München persönlich kennen gelernt und mit ihnen gesprochen. Entstanden ist daraus das Buch „Meine Fußballhelden“. Dass mit Manfred Kaiser und Ulf Kirsten nur zwei Ostdeutsche hier einen Platz finden, konnte der gelernte Maschinenbauer und heutige Leiter des Kulturamtes Bad Tabarz plausibel erklären. Der Autor liest dann eine längere Episode vor, in der über den Besuch beim FC Bayern München berichtet.
Natürlich war die Talkrunde, die so lange wie ein Fußballspiel dauerte, danach nicht sofort beendet. Die Zuhörer, die schon zuvor Fragen stellen konnten, wollten natürlich gern ein Autogramm des Nationalspielers ergattern und hatten noch die eine oder andere Frage, die sie nicht in der großen Runde stellen wollten. Auch Dr. Annelie Carslake, die Leiterin der Stadtbibliothek, zeigte sich sehr zufrieden mit der Veranstaltung und freute sich. „Es war heute Abend mit Fußball eigentlich ein bibliotheksuntypisches Thema. Dadurch sind auch komplett andere Menschen in unser Haus gekommen. Dadurch nehmen sie unsere Bibliothek auch einmal anders wahr.“
Geblieben ist von diesem Abend das Bild eines Ausnahmekönners, der immer bodenständig geblieben ist und selbst im hohen Alter die Menschen noch begeistert.
Den Artikel findet man heute (24.06.25) auch in der Printausgabe sowie auf der Bezahlseite der OTZ im Internet.
Fotos: Dr. A. Carslake
Hartmut Gerlach