Gäste für gute Leistung nicht belohnt

Die Oberligabegegnung der Rudolstädter am Samstag in Krieschow stellte aus drei Gründen etwas Besonderes dar: Es war die einzige Partie, die an diesem 17. Spieltag in der Süd-Staffel stattfand. Zudem bedeutete sie die weiteste Auswärtsfahrt der Gäste in dieser Saiosn. Und letztlich bekam die Einheit trotz der Niederlage viel Lob von ihrem sonst immer recht kritischen Trainer. Daran schloss sich auch der Sportliche Leiter, Tim Ackermann, mit dem der Verfasser auf der Heimfahrt im privaten PKW lange sprechen konnte, an: „Wie unsere Mannschaft heute bei diesen Verhältnissen gekämpft und gespielt hat, war schon sehr gut“, sagte der umtriebige, ideenreiche Vorstand.


Einige Helfer des Gastgebers hatten den schneebedeckten Platz im schmucken Krieschower Sportpark wenige Stunden vor dem Beginn bespielbar gemacht. Der Strafraum war geräumt, dazwischen gab es eine ca. drei Zentimeter dicke Schneedecke. Dieses Geläuf stellte sowohl an die Spieler als auch die Unparteiischen sehr hohe Anforderungen. Um jetzt schon ein Fazit zu ziehen. Auf allen Seiten verdienten sich die Akteure „Bienchen“. Denn obwohl es bissig und oft auch recht hektisch in den Zweikämpfen zuging, kamen bis auf eine Ausnahme, die den Gast betraf, alle unverletzt über die Runden. Und auch der Schiedsrichter und seine Assistenten ließen sich nicht die „Butter vom Brot nehmen“, bewerteten die Zweikämpfe oberligagerecht und störten sich auch nicht an manch kritischen Bemerkungen auf und außerhalb des Platzes.


Schon nach 31 Sekunden erkämpfte sich der FC den ersten Eckball. Am Ende sollte man bei diesem Standard, der so wie auch durch den VfB immer gefährlich war, einen Vorteil von zehn zu sieben haben. Kurz darauf ging die Einheit in Führung (2.). Hier nutzte Robin Ensenbach schlitzohrig ein Missverständnis zwischen Torwart Fritz Pflug und Deckungsspieler Phillip Knechtel aus und schob zur Führung ein. Ein Treffer, der den 26-jährigen Ex-Kreisoberligaspieler, der eine gewisse Anlaufzeit in der neuen Spielklasse benötigte, offensichtlich beflügelte. „Er war unser bester Mann“, lobte ihn Ackermann.


Wenig später (5.) hätte Ron Wachs sogar auf 2:0 stellen können, doch sein Schuss wurde im letzten Moment noch geklärt. Mit zwei Aktionen des starken Florian Giebel (7., 10.) zeigten die Thüringer, dass sie die insgesamt gut 600 Kilometer nicht zum Punkteabliefern angetreten hatten.


Doch dann wurde ausgerechnet Wachs, der laufstarke Kämpfer, zur tragischen Figur, denn er köpfte eine Flanke von Miguel Rodrigues ins eigene Tor (13.). 120 Sekunden später legte Krieschow nach. Torjäger Andy Hebler, der angesichts der Platzverhältnisse zwar blass blieb, jedoch an zwei Treffern maßgeblich beteiligt war, ließ eine Flanke abtropfen und der Brasilianer Miguel Rodrigues versenkte die Kugel unhaltbar.

Aber die Gäste schüttelten sich nur kurz, obwohl sie sich zunächst bei ihrem Keeper Maurice Geenen bedanken konnten, denn er parierte gegen einen freien VfB-Spieler (17.). Mit Gelegenheiten durch Ensenbach (18., 19.), Sven Rupprecht (34.) und Giebel (45.) bestätigten sie das, was Holger Jähnisch und Tim Ackermann unisono und ohne Absprache feststellten: „Die Einheit bot eine Leistung, die viel Optimismus verbreitete.“

Aus der Halbzeit kamen die Brandenburger zunächst druckvoll und Rudolstadt konnte Hebler gerade noch abblocken (46.). Aber spätestens mit dem Freistoß aus 20 Metern, den Maximilian Schlegel trat und der Pflug alles abverlangte (54.), begann die beste Zeit der Einheit. Aber sie konnte die guten Möglichkeiten von Marco Riemer (60.), Robin Ensenbach (62., 67.), Sven Rupprecht (65.) und Maximilian Schlegel (67.) nicht in Zählbares ummünzen.

In der Schlussphase musste sie nun immer mehr aufmachen, sodass die Hausherren durch Miguel Rodrigues (72.), Luca Grimm (76.) und Phillip Knechtel auch zu sehr guten Abschlüssen kamen.

Sechs Minuten vor dem Ende machte Rodrigues, der durch Hebler perfekt in Szene gesetzt wurde, den berühmt-berüchtigten „Deckel drauf“. Die Schillerstädter versuchten noch einmal alles, das Blatt noch zu wenden, aber außer einigen Eckbällen konnten sie das Resultat nicht mehr korrigieren. Am Ende blieb es beim Heimsieg des Tabellenvierten, wobei die Tabelle durch viele Ausfälle noch nicht aussagekräftig genug ist.

Der VfB 1921 konnte damit auch sein neuntes Spiel in Folge ungeschlagen beenden. Verständlich, dass Trainer Robert Koch bei seiner Spielbewertung keinen Grund zur Kritik sah: „Es war das erwartete Spiel. Auf dem Platz mit Schnee ging es um viele lange und zweite Bälle, um Abköpfen und um Verteidigen, Zweikämpfe annehmen und gewinnen. Man musste versuchen, über den Kampf und die Leidenschaft ins Spiel zu finden. Das hat sich über die 90 Minuten so durchgesetzt. Heute hat meine Mannschaft vielleicht in den entscheidenden Momenten mehr Biss und Einsatz gehabt.“

Hogler Jähnisch sah die Partie aus der Sicht seiner Schützlinge differenziert und resümierte so: „Es war ein Spiel unter widrigen Bedingungen. Aber trotz alledem haben wir versucht, es positiv anzunehmen. Doch dann bringen wir uns mit einem Eigentor und einer Inkonsequenz in der Deckung selbst ins Hintertreffen. Damit sind wir über die gesamte Spielzeit dem Rückstand hinterhergelaufen. Aber wir waren die drei Tore nicht schlechter.
Wir müssen uns berappeln, denn wir haben vom Fußballerischen her – das war heute nicht so gefragt – aber vor allem vom Läuferischen und Kämpferischen her ein gutes Spiel gemacht. Darauf müssen wir ganz einfach aufbauen. Mich macht optimistisch, wie wir heute hier aufgetreten sind. Aber wir waren einfach nicht konsequent genug in der Offensive und das hat uns ‚das Genick gebrochen’.“
Die Statistik
VfB 1921
Pflug, Jeschke, Knechtel, Gerstmann, Pereira (85. Schulz), Hebler (86. Michalski), Grimm, Seibt (71. Felgenträger), Freigang,Antosiak (80. Tesche), Pahlow
FC Einheit:
Geenen, Giebel, Siegel, Floßmann (25. Kuhn), Schlegel, Ensenbach, Riemer, Krahnert, Rupprecht (84. Lüdicke), Wachs (84. Veleski), Barth
Schiedsrichter: Oliver Seibt, Zuschauer: 155
Torfolge: 0:1 Robin Ensenbach (2.), 1:1 Ron Wachs (13./ET), 2:1, 3:1 Miguel Pereira (15.), 84.)
Hartmut Gerlach