VfL Halle 96 – FC Einheit Rudolstadt 0:1 (0:1)

Erster Auswärtssieg ausgerechnet beim haushohen Favoriten

Dass die Rudolstädter im zweiten Auswärtsspiel in Folge beim haushohen Favoriten, der vor der 17. Runde die Oberligatabelle anführte, nicht nur den ersten Sieg in fremden Gefilden landeten, sondern sogar zu null spielten, war Balsam auf die Wunden von Holger Jähnisch, dem Trainer – und Betreuerteam, allen Spielern und den mitgereisten Fans. Der Chefcoach der Einheit lobte seine Mannschaft für Kampf und Einsatz, mit denen man selbst in Unterzahl an die Grenzen und darüber hinausgegangen war. Aber er blieb gewohnt sachlich und ein Stück weit kritisch und verwies auf Offensivaktionen, die man durchaus noch hätte besser ausspielen können.

Auf dem Kunstrasen im Stadion am Zoo, an den die Gäste gute Erinnerungen hatten, der aber aufgrund des Sandes, so Jähnisch, wenig körperfreundlich war, setzten die Gäste durch Schüsse und Kopfbälle von Kapitän Marco Riemer die ersten Achtungszeichen (6., 14.). Danach verfehlte ein Direktschuss von Robin Ensenbach, der von Marlon Siegel in Szene gesetzt wurde, das gegnerische Gehäuse doch um einiges (22.).

Erst nach 28 Minuten zwang der Kontrahent, dessen Eckbälle der FC sehr gut verteidigte, Maurice Geenen zu einem „Abtauchen“ beim Schuss von Ludwig Bölke. Es sollte die einzige, etwas anspruchsvollere Abwehrtat des Hünen in der Einheit-Box bleiben. Im Gegenzug fiel dann das „Tor des Tages“. Dass es nach einem Zusammenspiel von Riemer und Sven Rupprecht, dessen Eingabe der aus Emseloh gekommene Ukrainer Mykyta Shevtsov, einer von 16 Zugängen beim VfL ins eigene Tor abfälschte, markiert wurde, passte wohl ins Bild, das Dieter Hausdörfer, der Trainer der Hausherren, von seiner Mannschaft zeichnete: „Wir haben seit Ewigkeiten kein Spiel mehr verloren und in der Vorbereitung auch sehr gute Ergebnisse erzielt. Doch heute hatte ich den Eindruck, dass jeder von uns auf dem Platz zeigen wollte, dass er der bessere Fußballer ist.“

Halle schraubte danach sein Eckverhältnis um drei weitere Standards nach oben, konnte aber hier und auch beim Schuss von Exauce Bokunyungu, einem Schweden, der erst in der Winterpause zu den Hallensern wechselte, der den Geenen-Kasten verfehlte (43), nicht für Zählbares sorgen. Aber auch der Schuss von Maximilian Schlegel einen Tick zuvor sorgte nicht für größere Aufregung beim 96er-Schlussmann Julius Schmid, einem Finnen mit Erfahrung von fünf hochkarätigen Vereinen.

In der Pause wechselte der sichtlich unzufriedene Hausdörfer zwei Spieler, aber besser und vor allem gefährlicher wurde die Partie aus der Sicht der Sachsen-Anhaltiner nicht. Immer wieder stand die Hintermannschaft der Schillerstädter sicher, wobei vor allem Tom Krahnert jedes Kopfballduell gewann. Fast wäre Ron Wachs das zweite Tor gelungen, aber er jagte das feine Zuspiel von Riemer über den Querbalken (58.).

Natürlich hatte Halle nun etwas mehr vom Spiel, aber es blieb dabei: Die Torgefahr der Platzelf hielt sich in Grenzen. Auch, als der etwas ungestüm in zwei Zweikämpfe gehende Adrian Veleski, der dafür die Ampelkarte sah, vom Platz flog (84) und die Einheit 13 Minuten – der Unparteiische ließ noch sieben Minuten nachspielen – in Unterzahl agierte. Als Bölke das Spielgerät in der 97. Minute über das Tor des FC drosch, war der erste Auswärtssieg und das „zu Null“ der Einheit in „trockenen Tüchern“. Erfreulich, dass mit Rückkehrer Toni Stelzer ein über längere Zeit wegen eines Auslandsstudiums fehlender Akteur für eine knappe halbe Stunde mitwirkte und auf Anhieb einen guten Eindruck hinterließ.

Holger Jähnisch zog dieses Fazit: „Wir haben wenig klare Chancen für Halle zugelassen. Aber, und das gehört auch dazu, wir haben schon im Offensivspiel noch Steigerungspotenzial. Da haben wir heute trotzdem viel liegen gelassen, waren manchmal zu unsauber, unkonzentriert und auch nicht ballsicher genug. Das hat man hinten heraus dann auch in Unterzahl gesehen. Da muss man einfach etwas ruhiger spielen. Das hätte uns das Genick brechen können.

Aber wenn man am Ende den Dreier hat, dann fragt man nicht danach und dann ist es auch völlig egal, wie man den geholt hat. Wir haben schon im Vorfeld alles gut verteidigt, so dass Maurice nicht einmal so richtig ernsthaft eingreifen musste.

Es war vom Einsatz und unserer kämpferischen Leistung in Ordnung. Aber wir müssen auch die ‚Kirche im Dorf lassen’. In der Oberliga kann jeder jeden schlagen. Wir müssen das mitnehmen, was wir gut gemacht haben und da, wo wir noch Potenzial haben, versuchen, das zu verbessern.“

Sein Gegenüber resümierte: „Obwohl wir zuvor abgesprochen hatten, dass es gegen einen solchen Gegner genau das Falsche ist, wenn man sich in Zweikämpfe einlässt und die Aggressivität reinholt. Da sind wir, das glaube ich, an Selbstüberschätzung gescheitert. Wir haben nicht die Mittel gewählt, die wir wählen wollten. Wir waren gegen eine tief gestaffelte Abwehr, die robust, aber fair, gut organisiert und aggressiv gespielt hat, nicht in der Lage, uns große Chancen herauszuspielen. Uns haben heute sowohl die Qualität im Passspiel als auch Dynamik im Spiel gefehlt. Ich habe keinen Antritt und keine dynamische Freilaufbewegung gesehen.“

Wir blicken später noch auf die Meinungen der Trainer und, so er vorliegt, auf einen Spielbericht aus der Sicht des VfL Halle 96.

Die Statistik

VfL 96:

Schmidt, Arzumanian (46. Martin Dierichen), Luca Shubitidze (46. Biregey), Cabral, Shevtsov, Lubsch, Neves, Bölke, Oikonomidis, Jagatic, Bokunyungu (58. Borval)

FC Einheit:

Geenen, Giebel, Siegel, Schlegel, Ensenbach (75. Veleski-84.GRK), Riemer Kuhn (70. Stelzer), Krahnert, Rupprecht (90. Lüdicke), Wachs (70. Baumann), Barth

Schiedsrichter: Tim Haubenschild, Zuschauer: 112

Torfolge: 0:1 Mykyta Shevtsov (29./ET)

Hartmut Gerlach

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