Gäste belohten sich nach guter Leistung beim Tabellendritten nicht
Wenn man eine so lange Rückreise wie die von der Oberlausitz ohne Zählbares antritt, dann ist das natürlich doppelt bitter. Wie die Stimmung im Bus war, weiß der Verfasser nicht, aber die Rückfahrt im eigenen Auto war interessant. Denn hier saßen mit Marco Riemer und Sören Eismann so genannte „Alphatiere“, die aus persönlichen Gründen etwas früher zuhause sein mussten und im Gefährt des Vereinssprechers Platz nahmen. Was sie in den gut zweieinhalb Stunden von Bischofswerda bis Jena bzw.. Rudolstadt über die gerade zu Ende gegangene Begegnung sagten, ist nicht unbedingt für die Öffentlichkeit bestimmt. Aber der Tenor war: „Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht“ (M. Riemer) und „Wir haben uns dafür durch einen individuellen Fehler leider nicht belohnt.“ (S. Eismann)
Die Gäste begannen gegen den ungeschlagenen Tabellendritten mutig und nutzten von Beginn an jede Möglichkeit zur Offensive. Nach der ersten eigenen Ecke (3.) mussten sie jedoch tief durchatmen, als der insgesamt überzeugende junge Unparteiische aus Sachten-Anhalt einen Pass von Toni Stelzer auf Keeper Stefan Schmidt als Rückspiel wertete und sieben Meter vor dem Einheit-Kasten indirekten Freistoß gab. Doch die Rudolstädter warfen sich mutig in den Schuss und verhinderten eine frühe Führung (7.).
Danach versuchten es Niklas Fiedler (10.) und Marco Riemer aus der Distanz (15.), jedoch ohne Erfolg. Dann die Großchance für Fiedler, der auf der linken Seite völlig freigespielt wurde, das Leder jedoch aus acht Metern neben den rechten Pfosten setzte (16.). Auf der Gegenseite war wenig später Martin Sobe ebenfalls „durch“, doch er scheiterte am glänzend reagierenden Schmidt (20.).
Es folgten zwei Freistöße für die Hausherren aus den Halbpositionen (23., 24.) und eine brenzlige Situation, als Sven Rupprecht in Szene gesetzt wurde und im Strafraum zu Fall kam. „Kein Foul“, befand der Flügelflitzer, „eher ein Zusammenprall“, sagte er sehr fair (27.). Wenig später war die Einheit-Deckung gefragt, reagierte aber ebenso kompromisslos wie nach der ersten Ecke (41.) für den BFV 08. Hier rettete Maximilian Schlegel per Kopf auf der Linie. So ging es torlos in die Pause.
Aus der kamen die Gastgeber hellwach, denn Steve Zizka roch bei einem zu kurzen Rückspiel der Thüringer – bis dahin hatten alle Zuspiele auf den Keeper fehlerfrei funktioniert – „den Braten“, spritzte dazwischen und sorgte für Veränderung auf der Anzeigetafel (47.). „Wir haben aus keiner Chance ein Tor gemacht. Das freut mich besonders, dass wir aus einer solchen Situation das Ding gekillt haben. Steve Ziska hat spekuliert, macht das 1:0“, beschrieb BFV-Trainer Frank Rietschel die Aktion. Anders sah das natürlich der sportliche Leiter Tim Ackermann, der die Mannschaft gemeinsam mit Marcel Reinhardt und Torsten Hölbing für den urlaubsbedingt fehlenden Cheftrainer Jürgen Walther coachte: „Bischofswerda schießt das Tor wieder durch einen Fehler von uns. Das ist das, was uns in den letzten Wochen immer wieder auf die Füße fällt.“
Die Unruhe beim Gast ob des Rückstandes war nicht von langer Dauer. Dann flog ein Kopfball von Riemer nur knapp über die Latte (53.) und beim Freistoß von Schlegel (62.) war leider der Pfosten im Weg (62.). Dazwischen lagen eine Verwarnung für Rajk Lisinski, der einen Elfer schinden wollte (55.), und ein Kopfball von Rodrigues Pereira (57.).
In der zweiten Hälfte des zweiten Abschnitts brachten beide Seiten neues Personal. Rudolstadt gab sich nicht auf und Benjamin Bahner war im Pech, als er eine Eingabe von Riemer nicht unter Kontrolle bringen konnte (66.). Dann war auch Schmidt wieder gefordert, aber er boxte einen Schuss von Sobe zum Eckball (71.). Nach einem weiteren gelungenen Angriff kam Eismann zwar im Strafraum an das Spielgerät, aber sein ganz schwer zu nehmender Seitfallzieher rauschte über die Box von Stefan Kiefer. Ein Treffer wäre wohl das „Tor des Monats“ gewesen.
Rudolstadt machte immer mehr auf, was dem Gegner natürlich Räume verschaffte. Aber der FC-Schlussmann hielt seine Farben beim Schuss von Maik Salewski (83) im Spiel. Bei dem von Matteo Hecker musste er nicht eingreifen (87.).
Ackermann sah die Schlussphase so: „Dass Bischofswerda mit dem 1:0 abgezockt spielt, war uns klar. Wir haben es hinten heraus noch einmal mit langen Bällen versucht. Aber das ist dann sehr schwer.“ So brachten die Nullachter, die sich auf das Pokalspiel in der nächsten Woche gegen den Chemnitzer FC freuen, auch über die Nachspielzeit. Frank Rietschel zog dieses Fazit: „Es war bis zur letzten Sekunde absolut spannend, aber ich freue mich, dass wir einfach mal die Null gehalten haben. Die Mannschaft hat sich voll reingeworfen und alles kämpferisch gegeben. Sie hat in den letzten Wochen spielerisch viele gute Partien gemacht und heute hat die Mannschaft bewiesen, dass es auch einmal mit der B-Note richtig gut geht.“
Tim Ackermann resümierte: „Wir müssen dahin kommen, dass wir gerade gegen solche Truppen fehlerfrei spielen. Wenn wir immer wieder Fehler machen, dann ist es so, dass ein guter Gegner sie immer wieder bestraft. Und das fällt uns auch heute wieder auf die Füße. Den Punkt hätten wir gern mitgenommen, aber es ist leider wieder nicht eingetreten.“
Die Statistik
BFV 08
Kiefer, Weiß, Fromm, Sobe (89. Schmitz), Rettig, Hoffmann, Lisinski (63. Hofmann), Zizka (64. Hecker), Wockatz, Salewski, Pereira (82. Tanriver)
FC Einheit
Schmidt, Kaiser, Schlegel, Bahner (80. Seturidze), Fiedler, Riemer, Stelzer, Meissner (84. Wachs), Rupprecht (75. M. Baumann), Rühling, Eismann
Schiedsrichter: Julius Weiser, Zuschauer: 191
Torfolge: 1:0 Steve Zizka (47.)
Hartmut Gerlach
