Reaktion der kämpferischen Gastgeber zeigte sich noch nicht im Ergebnis
Nach der mehr als deutlichen Niederlage in der Vorwoche in Grimma erwartete Holger Jähnisch, der zum ersten Heimspiel im elften Oberligjahr wegen Krankheit nicht auf der Bank sitzen konnte, eine Reaktion. Die hat die Mannschaft auch gezeigt und Tim Ackermann, der den Gastgeber heute gemeinsam mit Marcel Reinhardt und Teammanager Torsten Hölbing coachte, konnte auch über die Einstellung der Rudolstädter, die erneut auf zahlreiche Akteure aus Urlaubs- und Verletzungsgründen verzichten mussten, nicht Negatives sagen: „Mannschaftlich und kämpferisch kann man heute keinem Spieler einen Vorwurf machen. In dieser Hinsicht war das eine gute Leistung. Fußballerisch hatten wir jedoch noch einige Probleme. Das kommt aber mit der Zeit, denn im Moment fehlt bei uns immer jemand.“
Aber er sprach nach elf Gegentoren in zwei Oberligaspielen ein Problem an, das die ganz in Grün angetretene Einheit derzeit offensichtlich nicht in den Griff bekommt: „Wir bestrafen uns immer wieder selbst, weil wir nach Standards, Freistößen oder Ecken, Gegentore bekommen.“
Dabei hatte die Elf um Kapitän Tom Krahnert einen Start nach Maß. Nach nur vier Minuten bugsierte Abwehrspieler Georg Kaiser einen Freistoß von Maximilian Schlegel aus kurzer Distanz über die Linie. Sehr zum Leidwesen vom Gästetrainer Sascha Prüfer, dem neuen Übungsleiter der Nordsachsen. „Grundsätzlich hatten wir uns heute den Start anders vorgestellt, denn wir wollten die Verunsicherung vom Gegner nach dessem Spiel in Grimma gleich nutzen. Das ist uns gar nicht gelungen und dann wurden überrascht“, monierte er die Anfangsphase aus der Sicht seiner Mannschaft.
Zwar hatte die bei einem Freistoß aus 18 Metern im Gegenzug die Chance zum Ausgleich – das Leder donnerte allerdings in die gut gestellte Mauer – aber nach elf Mintuen hätte es 2:0 stehen müssen. Denn da ließ Eilenburgs Schlussmann Janne Kamenz das Leder prallen, Sven Rupprecht setzte nach, verzog jedoch um Zentimeter. Nun meldete sich auch Eilenburg wieder zur Wort, aber Stefan Schmidt, der an diesem Tag seinen 26. Geburtstag feierte, verhinderte gegen einen frei auf ihn zustürmenden Gästeakteur den Ausgleich. Der fiel nach dem vierten Eckball dann doch noch, denn Tim Bunge war bei diesem Standard völlig frei (21.).
Nun bekam Eilenburg die Partie allmählich besser in den Griff und es war erneut Schmidt, der die Führung der Gäste verhinderte (41.). Zuvor hatte Niclas Fiedler mit einem Kopfball (!!) das Ziel knapp verfehlt (23.).
Aber kurz vor dem Wechsel (42.) gehörte die Fußballbühne im Heinepark dem flinken Fiedler. Der marschierte nach einem abgewehrten Eckstoß mehr als 50 Meter über den Platz, war von der Deckung der Gäste nicht einzuholen, legte klug auf Rupprecht ab, der nur noch einzuschieben brauchte.
Mit Wiederbeginn spürte man, dass dem ehemaligen Regionalligisten, der nach den Worten seines Trainers aufgrund der ausgezeichneten Qualität seiner Mannschaft Ambitionen für ganz oben hat, der Rückstand mächtig wurmte. „Wir sind dann aus der Halbzeit herausgekommen und wollten zeigen, dass wir fußballerisch besser sind, unsere Chancen herausspielen und sie nutzen. Das hat die Mannschaft getan. Dabei sind Spieler wie Adam Fiedler vornweg gegangen.“ So kam das 2:2 durch den Angesprochenen, der das Spielgerät nach einer Kopfballabwehr von Schmidt mit reichlich Glück unter die Latte zirkelte, nicht überraschend (52.).
Nun spürte man bei den Hausherren, dass die Kräfte allmählich nachließen. Das war kein Wunder, denn wie Tim Ackermann sagte, hätten Kaiser, Tim Rühling, der eine hervorragende Leistung ablieferte, oder auch Neuzugang James-Kevin Nahr erstmalig seit längerem in der Startelf gestanden.
Die Prüfer-Schützlinge blieben spielbestimmend, kamen zu Chancen (62., 63.) und mit einem Doppelschlag (71., 73.), darunter wieder einem Treffer nach einem Eckball durch Toni Matjetschak (73.), zu den letztlich entscheidenden Treffern.
Kurzzeitig keimte zwar noch einmal Hoffnung bei den Einheit-Anhängern auf, als Schlegel einen an Nahr, der hatte in der Nachspielzeit noch einen „Riesen“, verwirkten Elfmeter sicher einnetzte (86.), aber drei Minuten darauf machte Benjamin Luis alles klar. „Dann haben wir uns auch ein Stück weit in einen Konterrausch gespielt und dem Gegner den Zahn mit guten Abschlüssen gezogen.“, charakterisierte Prüfer nicht nur die Tore.
So wurde es am Ende ein aus der Sicht des Kontrahenten noch standesgemäßes Endergebnis. Aber sicher muss man auch dem Rudolstädter Interimscoach recht geben, der sagte: „Wenn man gegen eine solche Mannschaft wie Eilenburg drei Tore schießt, dann sollte etwas Zählbares herauskommen, zumal wir wieder einen sehr hohen Aufwand betrieben haben.“
Sascha Prüfer äußerte sich gegenüber dem Vereinssprecher – die seit Jahren obligatorische Pressekonferenz konnte nicht durchgeführt werden, da derzeit die technischen Voraussetzungen dafür im Städtischen Stadion dafür nicht vorhanden sind – so: „Als wir die Spielkontrolle im Mittelfeld hatten, war mir klar, dass wir unsere Tore schießen. Wir wollen oben mitspielen, denn man kann sich mit der Mannschaft nicht verstecken.“
Die Statistik
FC Einheit:
Schmidt, Szymanski, Kaiser (73. Zarschler), Schlegel, Fiedler, Nahr, Krahnert, Rühling, M. Baumann, Rupprecht (84. Schneider), Seturidze (52. Horack)
FC Eilenburg:
Kamenz, Sauer (54. Borck), Jarosch, Bunge, Fiedler (89. Kim), Majetschak, Vogel, Aguilar Alvarez, Baumann (76. Wadewitz), Luis, Schlicht
Schiedsrichter: Hendrik Miekautsch, Zuschauer: 112
Torfolge: 1:0 Georg Kaiser (4.), 1:1 Tim Bunge (21.), 2:1 Sven Rupprecht (42.), 2:2 Adam Fiedler (52.), 2:3 Toni Majetschak (71.), 2:4 Tim Bunge (73.), 3:4 Maximilian Schlegel (86./Strafstoß), 3:5 Benjamin Luis (89.)
Hartmut Gerlach