FC Einheit Wernigerode – FC Einheit Rudolstadt 3:1 (1:1)

Lange Fahrt ohne Ertrag

Fast sieben Stunden war der Rudolstädter Tross, den sieben Fans mit einem gemieteten Auto und fünf mit dem Zug begleitet hatten, zum Oberligaspiel nach Wernigerode und zurück unterwegs. Doch die lange Fahrt endete ohne Ertrag. Die Gäste verloren auf dem Mannsberg in der 13. Runde ihr neuntes Spiel und sind nun wieder Tabellenletzter, denn die Ergebnisse vom Wochenende sprachen alle gegen die Heidecksburgstädter. Dementsprechend sauer war Trainer Holger Jähnisch: „Man muss in dieser Spielklasse, wenn man sich Chancen erarbeitet, dies auch nutzen.“

Das Spiel stellte auf ganz schwerem und tiefem Geläuf hohe Anforderungen an die Standfestigkeit aller Akteure. Zunächst war der Gast Angriffen der Hausherren ausgesetzt. Doch Max Bresemann war bei Gelegenheiten der Mannschaft aus dem Harz in der 7. und 12. Spielminute aufmerksam und hatte im zweiten Fall nach einem Freistoß und nachfolgender Eingabe auch ein wenig das Glück des Tüchtigen auf seiner Seite. Doch wenig später war er machtlos, als Kevin Hildach nach Zuspiel von Niclas Treu aus gut 13 Metern ins lange Eck traf (16.).

Wernigerode blieb auch danach zunächst spielbestimmend, ohne jedoch zu klaren Möglichkeiten zu kommen. Doch allmählich fand die Jähnisch-Elf besser in die Partie und als Sven Rupprecht nach einer halben Stunde aus 17 Metern abzog, fehlten nur die berühmten Zentimeter zum Ausgleich. „Jetzt sind wir drin im Spiel, wir müssen weitermachen“, feuerte Co-Trainer Marcel Reinhardt sein Team unüberhörbar an und traf damit wohl den Nerv von Maximilian Schlegel. Der setzte einen 30-Meter-Freistoß per Aufsetzer ins Tor, wobei Franz Lohse im Kasten der anderen Einheit-Mannschaft ein Opfer der Platzverhältnisse wurde, weil er ausrutschte (45.+2). Deshalb war Hannes Deicke, der Übungsleiter von Wernigerode, zur Pause auch nicht völlig zufrieden. „Wir haben eine gute 1. Halbzeit gespielt, bekommen aber dann durch einen Freistoß das 1:1.“

Der zweite Durchgang begann mit einer Freistoßgelegenheit von Kevin Hildach, dessen Freistoß von halbrechts und 25 Metern nur knapp an der Bresemann-Box vorbei zischte (46.). Dann Aufregung auf der Bank der Thüringer, als ein Spieler der Platzelf nach Sicht der Rudolstädter den Ball im Strafraum mit der Hand abwehrte, der sächsische Unparteiische den „Tatort“ aber kurz vor die Sechzehner-Linie verlegte. Hier und in anderen Situationen mit Verwarnungen haderten die Gästeoffiziellen mit dem Referee und handelten sich prompt zwei Gelbe Karten ein.

Den Freistoß, natürlich getreten von Schlegel, kratzte Lohse übrigens aus dem Eck  (53.). Fast im Gegenzug zog Jannis Lisowski ab, aber wiederum war der Abstand zum Pfosten nur gering (54.). Exakt eine Stunde war gespielt, als sich die Hintermannschaft der Schillerstädter zu leicht durch zwei Haken von Niclas Treu, der schon sechs Vereine auf seiner sportlichen Visitenkarte hat und der von Giuliano Hill bedient wurde, düpieren ließ. Sein Schuss aus 15 Metern in die lange Ecke war nicht zu halten.

Dann der „Riese“ für den Gast zum 2:2, doch der eingewechselte George Seturidze traf aus halblinker, freier Position und sechs Metern nicht (71.). Nun hatten die Rudolstädter mehr Spielanteile, aber zum Tor kamen sie nicht, obwohl Georg Kaiser, ebenfalls neu ins Spiel gebracht, eine Seturidze-Flanke per Kopf nicht einnetzen konnte (74.).

Schließlich die Entscheidung nach einem Eckball, dessen Berechtigung die Gäste anzweifelten. Moritz Singbeil war zur Stelle und köpfte ein (78.).

Das Fazit der Trainer liest sich so: „Wir wollten eine Reaktion zeigen nach dem  katastrophalen Spiel und dem Ergebnis von Bautzen. Wir wussten, was mit Rudolstadt auf uns zukommt. Es war heute für beide Teams auf diesem Platz ein schweres Spiel. Wir waren über weite Strecken des Spiels überlegen, obwohl Rudolstadt das eine oder andere Mal gefährlich vor unser Tor kam. Ich bin glücklich, dass das heute funktioniert hat, gerade gegen ein starkes Team aus Rudolstadt. Wir haben damit schon ein paar Punkte Abstand zu den Abstiegsrängen. Das war heute wichtig und deshalb bin ich mit der Leistung meiner Mannschaft zufrieden“, resümierte Hannes Deicke.

Gegenüber Holger Jähnisch beurteilte die Partie so: „Jede Niederlage ist bitter. Wernigerode hat uns heute besiegt, indem sie ihre Schussmöglichkeiten zu Toren verwertet haben. In Sachen Engagement, Laufintensität und Zweikampfverhalten kann ich den Jungs keinen Vorwurf machen. Aber wir müssen, was haben wir zu verlieren, mit Ball besser Fußball spielen. Wir brauchen bessere erste, zweite und dritte Kontakte, um uns auch mal in einfachen Räumen nach vorn zu kombinieren und um zu Chancen zu kommen. Die waren trotzdem da, aber wir haben heute zu viel liegen gelassen, haben Bälle nicht festgemacht und wir waren teilweise auch zu brav und bieder. Man muss im Abstiegskampf voll glühen.“

Am kommenden Wochenende ist wegen des Thüringen Pokals spielfrei. Erst am 25.11. empfangen die Rudolstädter den Tabellenführer VFC Plauen.

Die Statistik:

FC Einheit Wernigerode:

Lohse, Singbeil, Wersig, Dörnte, Farwig, Raeck (46. Lisowski), Hill (75. Schlichting), Hildach (79. Litzenberg), Hess, Baro (86. Engelhardt), Treu

FC Einheit Rudolstadt:

Bresemann, Szymanski, Schlegel, Fiedler, Reimer, Kuhn (64. Seturidze), Krahnert, Stelzer (70. Kaiser), Zarschler (64. M. Baumann), Rupprecht, Rühling

Schiedsrichter: Benjamin Seidl, Zuschauer: 166

Torfolge: 1:0 Kevin Hildach (16.), 1:1 Maximilian Schlegel (45.+2), 2:1 Niclas Treu (60.), 3:1 Moritz Singbeil (78.)

Jetzt auch mit Fotos von Achim Freund.

Hartmut Gerlach

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