Im Porträt: Leo Gehrmann – nach Praxissemester in Brasilien wieder im heimischen Verein

Reisen bildet bekanntlich. Vor allem junge Leute nutzen diese Erkenntnis, um während ihres Studiums oder ihrer Ausbildung auch einmal im Ausland zu schnuppern. Leonard Gehrmann, der für alle nur der Leo ist, hat im zurückliegenden Jahr sein Lehramtsstudium an der Friedrich-Schiller-Universität für Sport und Geschichte (Gymnasium) unterbrochen, um ein Semester an einer deutschen Schule in Brasilien zu unterrichten.

Dabei ist Leo eher ein bodenständiger Typ. Als er vier Jahre alt war, meldeten seine Eltern den mittlerweile 22-jährigen gebürtigen Rudolstädter beim FC Einheit an. Bei Erich Mörtl lernte er so wie die Baumann-Brüder, Julian Zarschler und Linda Preuß das „Fußball-ABC“. Danach begleiteten Jürgen Heyer, von dem der heutige Oberligaspieler mit großer Hochachtung spricht, Norbert Oertel, Sven Bresemann, Christoph Grabinski, Maik Müller und Jan Bresigke seinen sportlichen Weg und brachten ihn Stück für Stück weiter.

Am 15.10.2018 gewann der FC Einheit mit seiner Ersten im Landespokal beim SV Blau-Weiß 90 Neustadt/Orla mit 4:1. Dazu konnte man im Spielbericht lesen: „Erst der eingewechselte Jungspund Leo Gehrmann hauchte ihr mit seinem fulminanten Schuss aus 16 Metern in den Winkel und damit dem 4:1 (68.) wieder Leben ein.“ Da war er schon mittendrin in seiner Karriere – den Einsätzen im Aushängeschild des FC Einheit.

Es war die Saison, in der das Einheit-Talent immerhin zu neun Einsätzen (1 Tor) im Oberliga-Team kam. Seine Punktspielpremiere in der Oberliga feierte er am 19.08.17. Gehrmann wurde im Heimspiel gegen den VfB 1925 Krieschow in der 84. Minute beim Stand von 3:2 eingewechselt. In den drei weiteren Spieljahren verhinderten Covid-19 und die damit verbundenen Saisonabbrüche bzw. aktuelle Unterbrechungen sowie das Auslandessemester unter dem Zuckerhut einen großen Zuwachs an Spielmöglichkeiten im Trikot der 1. Mannschaft.

Um in den Oberligakader aufgenommen zu werden, überzeugte er die Trainer mit Dynamik, viel Einsatz und seinen Abschlusshandlungen vor dem Tor. Er müsse es jedoch noch lernen, bessere Entscheidungen zu treffen und dabei auch die Geschwindigkeit zu erhöhen, antwortet er auf die obligatorische Frage nach der Einschätzung der eigenen Stärken und Schwächen.

Natürlich ist es für ein Eigengewächs aus einem sportlich eher kleinen Verein nicht leicht, in der 5. deutschen Liga anzukommen. Das zeigt der Blick auf die Aufgebote der Oberligisten. Teamgefährten, die in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet wurden, wie zum Beispiel Julian Zarschler, Tom Krahnert, Tim Rühling, Florian Giebel, Maximilian Schlegel, um nur einige zu nennen, bringen da schon andere Voraussetzungen mit.

Doch das stört Leo nicht. Er möchte Stammspieler werden und sagt: „Das Gesamtpaket muss stimmen, Die Einheit ist mein Heimatverein und ich bin hier schon lange dabei, kenne viele Vereinsmitglieder und bin mit den meisten Mannschaftskameraden befreundet. Zudem bin ich Rudolstädter und habe hier viele Freunde. Die Verbindung Studium und Heimat ist einfach perfekt. Obwohl ich in Jena in einer WG wohnen, bin ich auch ganz oft zuhause.“

Wenn er nicht studiert, trainiert oder Wettkämpfe bestreitet, betreibt er auch andere Sportarten. Mit Freunden schlägt er auch schon mal in einer Disco auf. Darüber hinaus ist Gehrmann ein politisch sehr interessierter Mensch.

Sein Aufenthalt in Brasilien im Frühjahr und Sommer 2021 ist mit vielen Eindrücken von Land und Leuten verbunden. Die beschreibt er so: „Die Schule in Rio de Janeiro war ein absoluter Traum. Das betraf sowohl die Bedingungen als auch die Schüler und Lehrer, wobei wohl die eher privilegierteren Kinder hier waren. Die ganze Gemeinschaft hat gestimmt und es hat sehr viel Spaß gemacht zu unterrichten. Das Gelände befand sich direkt unter der Christus-Statue. Und wenn man auf Unterricht auf dem Sportplatz hatte und nach oben auf dieses Wahrzeichen geschaut hat, war das schon ein Highlight fürs Leben. Leider hat Covid einiges kaputt gemacht, aber ich habe viele schöne Orte gesehen, weil ich ja zunächst nachmittags oder am Wochenende mit einer Gruppe von Lehrern durch den Bundesstaat Sao Paulo und dann noch einen Monat durch den Nordosten gereist bin. Es gab auch für Sportler ganz viele Möglichkeiten und man konnte sich jeden Tag mit einer anderen Sportart beschäftigen. Das war alles ein Traum, aber natürlich ist die Spanne zwischen arm und reich schon extrem. Und man erlebt völlig unterschiedliche soziale und kulturelle Menschen und Schichten.“

Im Studium, bei dem er sich jetzt im 9. Semester befindet, will er zunächst den Abschluss schaffen und dann das Referendariat absolvieren. Aber, und das ist auch eine Erfahrung des Praxissemesters in Brasilien, könnte sich Leo Gehrmann durchaus vorstellen, noch einmal etwas anderes in einem anderen Land zu machen. „Ich schaue mal, wie sich alles entwickelt“, sagt er abschließend und fügt hinzu, „ich würde es dann entscheiden, wenn es soweit ist.“

Man darf sehr gespannt auf den weiteren Lebensweg von Leo sein … .

Hartmut Gerlach

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