SG Union Sandersdorf – FC Einheit Rudolstadt 1.1 (0:0)

So spielt kein Tabellenletzter

Frank Häßner, Hauptkassierer des FC Einheit, war begeistert: „So spielt kein Tabellenletzter“, lobte er die Leistung der Rudolstädter, die mit einem Unentschieden an einem denkwürdigen Tag endete.

Der begann planmäßig am Samstag um 10 Uhr mit der Abfahrt ins 150 Kilometer entfernte Sandersdorf. Doch wenige Kilometer vor der Raststätte Osterfeld ging, was den Bus betraf, nichts mehr. So musste ein Ersatzfahrzeug in Saalfeld auf die Reise geschickt werden. Das kam, nachdem mit Hilfe der Polizei die Standspur gesichert wurde und an der Raststätte die Utensilien der Spieler umgeladen wurden. In der Zwischenzeit gab es hektischen Telefonverkehr von Chefcoach Holger Jähnisch mit dem Staffelleiter, dem Schiedsrichter und dem Gegner und der Frage, ob eine Anreise noch Sinne macht. Doch da man einmal so weit war, wollte der Einheit-Tross trotz großer personeller Probleme nicht umkehren. Das sei, das haben wir mitterweile erfahren, aber die Zeit gewesen, die Union angegeben habe, um das Spiel noch durchzuführen. So blieb nach viereinhalb Stunden im Bus gerade mal das Mindestmaß an Zeit für das Aufwärmprogramm.

Doch den Gästen merkte man vom Anpfiff weg nicht an, dass sie zuvor schon einiges erlebt hatten. Sie ergriffen die Initiative, feuerten sich gegenseitig an und übernahmen die Spielkontrolle. Zwar hatte Sandersdorf die erste Möglichkeit mit einem Schuss, der aber für Keeper Stefan Schmidt kein Problem war (7.), aber dann hätte Sven Rupprecht das 1:0 erzielen müssen. Doch sein Schuss aus freier Position mit dem ‚schwachen Bein“ verfehlte das Gehäuse der SG nach einer Eingabe von Florian Giebel aus fünf Metern um Zentimeter (8.). Kurz darauf prüfte Marco Riemer den Schmidt-Gegenüber Yannik Hanak mit einem Schuss (10.). Nach einem Kopfball eines Sandersdorfers (12.) gehörten die nächsten Gelegenheiten der Einheit. Doch weder Riemer (17./Freistoß; 33./Kopfball) noch Giebel (36./Schuss über das Gebälk) konnten das Leder einnetzen. Dazwischen lag ein doch sehr deutliches Rückspiel der Hausherren (14.), das vom Unparteiischen, der vor allem nach der Pause ins Kreuzfeuer der Einheit geriet, nicht geahndet wurde.

Thomas Sawetzki sprach in seiner Analyse nach Spielschluss von einer sehr ausgeglichenen 1. Halbzeit mit zwei guten Chancen für Rudolstadt, bei denen der Gegner habe in Führung gehen können. Nach Meinung von Holger Jähnisch sei seine Mannschaft gut in das Spiel hinein gekommen und hätte in Front ziehen müssen.

Nach dem Ablauf des Tages und dem personellen Notstand der Thüringer – erneut stand nur ein Wechsler zur Verfügung – war eigentlich klar, dass die Partie auch zu einer Kraftfrage werden würde, zumal die Unioner im zweiten Durchgang alle fünf Austauschmöglichkeiten nutzten. Aber der FC-Trainer sah eine Mannschaft ohne Ausfall, die bereit war, über 90 Mintuen zu „gehen“.

Große Aufregung dann nach einer Stunde, als ein Rempler im Strafraum der Rudolstädter nach kurzem Zögern des Referees als elfmeterwürdig angesehen wurde. Eine Entscheidung, die der dienstälteste Oberligatrainer so bewertete: „ Mit viel Wohlwollen kann man den geben, weil irgendwo ein Kontakt war. Aber da müsste es in jedem Spiel vier oder fünf Elfmeter geben.“

Gregor Schlichting verwandelte unhaltbar vom Punkt (61.). Danach war Schmidt zwei Mal gefordert (64., 73.,), um seine Mannschaft im Spiel zu halten. Das tat er auch und die ganz in grün aufgelaufenen Gäste versuchten nun alles, um wenigstens einen Punkt mitzunehmen. Dabei kochte die Stimmung im Einheit-Lager hoch, als ein Trikotziehen an Riemer im Strafraum von Sandersdorf, so Jähnisch, ungeahndet blieb. Er sagte: „Dann erlaube ich mir einfach auch mal, das anzusprechen und emotional zu werden. Das gehört in meinen Augen zum Fußball dazu. Dann werde ich mit gelb und gelb-rot für die in meinen Augen nicht souveräne Spielleitung bestraft.“

Sechs Minuten vor dem Ende –wie schon in der 1. Halbzeit gab es trotz zahlreicher Unterbrechungen und Wechsel auch im zweiten Abschnitt keinerlei Nachspielzeit – dann der Ausgleich, als Riemer nach einer Kopfballvorlage von George Seturidze, der in ungewohnter Stürmerrolle agierte und so etwas wie den „dritten Frühling“ erlebt, eiskalt aus acht Metern nutzte. Während der Jubel bei der Einheit groß war, war der Übungsleiter der Platzelf mächtig „angefressen“: „Ich bin stinksauer, dass wir nicht gewonnen haben. Wir haben heute zwei Punkte weggeschenkt, Wenn man 1:0 führt, darf man nicht mehr unentschieden spielen. Das war zu billig und viel zu einfach. Ich bin stinksauer, dass wir nicht gewonnen haben.“

Das Remis – beide Trainer war sich einig, dass es eine ausgeglichene Begegnung gewesen sei –  bedeutet zwar, dass der FC Einheit damit auch sein viertes Oberligaspiel in Folge nicht verloren hat, aber die „Rote Laterne“ hängt weiterhin im Heinepark. Doch die Gewissheit, in Sandersdorf trotz aller Widrigkeiten nicht wie ein Tabellenletzter aufgetreten zu sein, sollte für die nächsten Partien Mut machen.

Die Statistik

SG Union

Hank, Schnabel (63. Kyndl), Fritsch (5. Zoblovsky), Gängel, Brunner (63. Wagner), Hermann, Exner (86. Pannier),  Schlichting, Sommer, Seifert, Bochmann (86. Franz)

FC Einheit

Schmidt, Rühling, Schneider, Zarschler, M. Baumann, Fiedler, Giebel (88. R. Baumann), Krahnert, Riemer, Rupprecht, Seturidze

Schiedsrichter: Tim Haubenschild, Zuschauer: 36

Torfolge: 1:0 Gregor Schlichting (61.), 1:1 Marco Riemer (84.)

Fotos Bus: M. Bresemann

Hartmut Gerlach

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