Den Punkt noch aus der Hand gegeben
Als die Rudolstädter in diesem kampfbetonten Spiel, das trotz der zahlreichen Verwarnungen (Sandersdorf: 7, Rudolstadt: 2) nie unfair war und vom jungen Referee aus Sachsen sicher geleitet wurde, 16 Minuten vor dem Abpfiff das 0:2 nach einem Kopfball hinnehmen mussten, sei man, so FC-Coach Holger Jähnisch, schon ‚tot’ gewesen. Doch dass ein Team zurückkam und durch den völlig freigespielten Marco Riemer, der sich die Ecke aussuchen konnte und ganz cool blieb (78.), sowie durch einen etwas kuriosen Freistoß von Spezialist Maximilian Schlegel (82.), bei dem der einheimische Keeper auch nach den Worten seines Trainers nicht gut aussah, sieht Jähnisch als einen der positiven Momente dieser Partie.
Aber Sandersdorf, immerhin Tabellensiebter schlug erbarmungslos zurück. „Wir haben uns auskontern lassen. Das war die gesamte Spielzeit über auch immer wieder unser Problem“, ärgerte sich der Einheit-Trainer über die späten Gegentore (86., 90.+2). Gegenüber Thomas Sawetzki, der auch schon fast sechs Jahre die sportliche Verantwortung beim Gastgeber trägt, hatte für die Spielweise der Rudolstädter Verständnis: „Rudolstadt hat, sehr untypisch, offen gespielt. Aber das war klar, denn man musste gewinnen. Ich kenne die Einheit schon länger, da war die Spielweise immer konservativer und zurückhaltender.“
Die Platzelf fand bei bestem Wetter auf dem vorzüglichen, großen Rasenplatz vor spärlicher Kulisse besser in die Begegnung und hatte auch die ersten Chancen (7., 17.). Kurz darauf misslang dem sonst gewohnt abgeklärten und stellungssicheren Florian Giebel eine Kopfballrückgabe auf Max Bresemann. Pascal Pannier spritzte dazwischen und sorgte für die Führung (18.).
Die Unioner blieben auch in den nächsten Minuten am Drücker, ohne jedoch Torgefahr auszustrahlen. Sawetzki lobte seine Elf für die Anfangsphase: „Die ersten 30 Minuten waren von uns sehr ordentlich. Wir gehen auch verdient in Führung.“
Nach einer halben Stunde war auch die Einheit im Match. Bei einem 22-Meter-Freistopß von Marco Riemer verhinderte SG-Keeper Tom Niclas Herrmann einen Treffer (32.). Unmittelbar darauf traf der sehr auffällige Markus Baumann nur das Außennetz und nur 120 Sekunden darauf schlug der sonst technisch perfekte Niclas Fiedler freistehend über das Leder (34.).
Das erste Achtungszeichen nach Wiederbeginn setzte Sandersdorf mit einem Schuss aus 20 Metern, der aber einen Meter am Pfosten vorbei zischte (46.). Die Thüringer antworteten mit Eckbällen und Freistößen. Aber die Torgefahr hielt sich dabei in Grenzen. Da war der Schuss von Ron Wachs (68.) noch die aussichtsreichste Möglichkeit für die Gäste, zum Ausgleich zu kommen. Auch die SG Union setzte auf Standards und jubelte nach einem Treffer, der jedoch wegen eines Fouls keine Anerkennung fand (71.). Dann doch das 2:0 für Sandersdorf und die bereits beschriebene Reaktion der Einheit nach dem fast schon aussichtslosen Rückstand.
Das Fazit der Trainer liest sich so. Thomas Sawetzki sagte uns: „Uns hat sehr geärgert, dass wir die 2:0-Führung weggeben. Aber wir haben an unsere Chance geglaubt. Die Räume waren da, weil der Gegner das dritte Tor machen wollte und vielleicht auch musste. Dadurch haben wir Platz gehabt und wenn wir den bekommen, sind wir eine Mannschaft, die sehr, sehr gut ist. Ich kann mich gar nicht erinnern, dass wir mal vier Tore gegen Rudolstadt geschossen haben.“
Holger Jähnisch resümierte: „Das war heute ein Spiegelbild der bisherigen Saison. Wir haben wieder ein Spiel mit auf und ab und mit Licht und Schatten gezeigt. Man kann der Mannschaft in Sachen Intensität und Zweikampfführung keinen Vorwurf machen. Aber das ist auch Grundvoraussetzung, wenn man in dieser Liga spielt. Das war in den letzen Wochen manchmal nicht der Fall. Man bekommt in der Oberliga nichts geschenkt. Doch wir haben heute leider auch sportlichen Selbstmord betrieben. Wir sind eine Viertelstunde vor der Halbzeit wieder zurückgekommen. Das war heute unser positives Gesicht. Aber das hat uns am Ende nicht weitergeholfen.“
Die Statistik
SG Union:
T. Hermann, Schnabel, Zoblovsky, Fritzsch, Reinhard, Pannier (89. Jauck), M. Hermann, Wonneberger (64. Brunner), Wendschuch, Griesbach (64. Exner), Bochmann (89. Seifert)
FC Einheit:
Bresemann, Giebel, Schlegel, Fiedler (62. Kuhn), Riemer, Krahnert, Noak (62. Eichberger), Baumann (77. Zarschler, 90. Kaiser), Meißner, Rühling, Wachs
Schiedsrichter: Paul Werrmann, Zuschauer: 78
Torfolge: 1:0, 2:0 Pascal Pannier (18., 74.), 2:1 Marco Riemer (78.), 2:2 Maximilian Schlegel (82.), 3:2, 4:2 Tarik Reinhard (86., 90.+2)
Hartmut Gerlach