Starke Arnstädter profitierten auch von Rudolstädter Fehlern
Dass der SV 09 Arnstadt in diesem Derby der beiden einzigen Oberligamannschaften aus Thüringen eine, wie es Trainer Martin Hauswald sah, tolle erste Halbzeit gespielt hatte, steht völlig außer Frage. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass die Rudolstädter durch wenig oberligataugliches Abwehrverhalten zur klaren Führung der Hausherren beigetragen hatten.
Schon nach fünf Minuten nutzten die Bachstädter einen Ballverlust der Gäste 35 Meter vor dem FC-Gehäuse zur frühen Führung. Ben-Luca Kunz erkannte die Situation, bediente den freien Patrick Hädrich und der hatte wenig Mühe, das Leder einzuschieben.
Dieser Treffer beflügelte die Gastgeber, die durch den Torschützen fast das 2:0 gemacht hätten (14.). Das schien dann auf der Gegenseite möglich, aber Sven Rupprecht, an diesem für die Einheit „gebrauchten Tag“ noch der beste Akteur in Grün, schloss aus freier Position nicht ab und ermöglichte so Torwart Valentin Henning noch das Eingreifen (15.).
Nach zwei Eckbällen für Rudolstadt, die nichts einbrachten, ging das „Pleiten – Pech – und Pannen – Spektakel“ der Gäste weiter. Ein Luftloch von Markus Baumann ermöglichte Dustin Messing spielend leicht, auf 2:0 zu stellen (30.). Kurz danach hämmerte Marcel Bär das Spielgerät an die Latte (31.). Und als der bislang so zuverlässige Toni Jörg Stelzer ebenfalls am Ball vorbei schlug, lupfte erneut Hädrich zum 3:0 ein (33.). Kurz darauf rutschte Philipp Kiraly an einer scharfen Eingabe nur um Zentimeter vorbei (37.). Vor der Pause hatte Rupprecht nach einem Fehler von Silvano Varnhagen noch einmal die Möglichkeit, wenigstens den Anschluss zu erzielen, aber er brauchte zum Abschluss zu lange (44.).
„Arnstadt ist einfach aggressiver, bissiger und giftiger“, lautete das Urteil, das einige der Einheit verbundene Zuschauer im Umfeld des Autors über die ersten 45 Minuten abgaben. Für FC-Coach Jürgen Walther war seine Mannschaft an diesem hochsommerlichen Samstagnachmittag einfach körperlich nicht präsent. Und Hauswald ordnete die schier unglaubliche Fehlerserie des Kontrahenten so ein: „Dass der Gegner solche Fehler macht wie bei den drei Toren, ist auch unserem Druck geschuldet und unserem Anlaufen. Das eine hat ja mit dem anderen etwas zu tun. In der Vergangenheit haben wir die ersten Gelegenheiten leider nicht gemacht, und diesmal haben wir die Fehler von Rudolstadt bestraft.“
Mit Wiederbeginn schien Rudolstadt besser in die Partie zu kommen. Schon nach 47 Minuten lenkte Marco Riemer zum 1:3 ein. Auch danach gab es einige verheißungsvolle Aktionen. Doch die erwiesen sich als Strohfeuer und spätestens, als Stelzer erneut patzte (53.) – er machte seinen Fauxpas jedoch mit tollem Einsatz wieder wett – und Maximilian Schlegel einen Freistoß aus 24 Metern über die Latte schoss (59.), hatten die Nullneuner das Match, das im kurzfristig angesetzten Schiedsrichter aus Sachsen einen umsichtigen Spielleiter hatte, wieder im Griff.
Nach einigem Leerlauf auf beiden Seiten, der für beide Übungsleiter angesichts der Temperaturen nicht unverständlich war, kam Arnstadt gegen die nun immer mehr aufmachende Einheit zu sehr guten Chancen (80./Lukas Scheuring; 83./Niklas Hoffmann). Da hätte der SV sein Torekonto durchaus erhöhen können. Leider belohnte sich Sven Rupprecht auf der anderen Seite nicht für sein Spiel, denn er vergab erneut zwei sehr gute Gelegenheiten (72., 75.). Auch ein Kopfball von Sören Eismann (86.) fand nicht den Weg ins Ziel.
Nach insgesamt 97 Minuten schauten sich die Rudolstädter Oberligakicker ziemlich bedröppelt an. Jürgen Walther, dem es sichtlich schwer fiel, ein Resümee zu ziehen, sagte:
„Ich glaube nicht, dass wir den Gegner unterschätzt haben. Wir wussten schon, was auf uns zukommt. Arnstadt hat, das war uns bekannt, eine gute Qualität in der Offensive. Doch wir haben heute individuell viele Fehler gemacht. Uns hat zudem die Überzeugung gefehlt und wir haben uns auch nicht in die Zweikämpfe hinein geworfen. Im Gegensatz zu den anderen Spielen sind wir nicht als Mannschaft aufgetreten und nicht füreinander gelaufen. Das, was uns sonst auszeichnet, der Zusammenhalt und die Überzeugung nach vorn. war nicht da.“
Martin Hauswald meinte nur noch: „Rudolstadt hat im zweiten Durchgang mehr Wucht entwickelt, aber wenn wir die eine oder andere Kontermöglichkeit noch etwas sauberer ausspielen, hatten wir auch unsere Möglichkeiten. Doch insgesamt haben wir es gut verteidigt und hochverdient gewonnen.“
Die Statistik:
SV 09:
Henning, Hädrich (80. N. Hoffmann), Kunz (80. Ruschke), Skaba, Stelzer, Messing (70. Martinez), Grünert (56. Scheuring), Kiraly, Varnhagen (70. Lvov), Barthel, Bär
FC Einheit:
Schmidt, Rühling, Eismann, Stelzer, M. Baumann, Schlegel, Meißner (71. Zarschler), Bahner, Rupprecht, Kaiser (46. Fiedler), Riemer
Schiedsrichter: Oliver Seib, Zuschauer: 143
Torfolge: 1:0 Patrick Hädrich (5.), 2:0 Dustin Messing (30.), 3:0 Patrick Hädrich (33.), 3:1 Marco Riemer (47.)
Hartmut Gerlach