VFC Plauen – FC Einheit Rudolstadt 1:2 (0:0)

Mit Auswärtssieg und Schützenhilfe zum vorzeitigen Klassenerhalt

Selbst der Autor, der in 46 Jahren Ehrenamt bei Einheit Rudolstadt schon sehr viel erlebt hat, musste erst einmal tief durchatmen und das Ganze sacken lassen. Das bedeutete konkret den Klassenerhalt und damit auch im 13. Jahr Oberligafußball neben einem weiteren Thüringer Vertreter für die kleine, durchweg von Freiwilligen geführte Sportgemeinschaft aus der Schillerstadt. Doch neben dem sensationellen 2:1 beim Tabellenführer in der Spitzestadt war es natürlich wichtig, dass Germania Halberstadt im Vergleich mit dem VfL Halle 96 den Platz als Sieger verlassen hat. Damit kann das Team aus Sachsen-Anhalt den Vier-Punkte-Vorsprung der Schillerstädter am letzten Spieltag nicht mehr einholen und die von vielen als „Endspiel“ erwartete Begegnung gegen Ludwigsfelde am kommenden Samstag im Städtischen Stadion kann vom Gastgeber entspannt angegangen werden.

Dabei war im Vogtlandstadion eigentlich alles für den Regionalligaaufstieg der Hausherren, für den die Gastgeber über vorzügliche Voraussetzungen verfügen, vorbereitet. Mehr als 1.500 Zuschauer, darunter rein kleines Häuflein von Unterstützern des Gastes, waren erschienen. Zudem hatte ein Sponsor 1.000 Becher Freibier versprochen. Aber es kam anders.

Natürlich hatte Trainer Holger Jähnisch, der die 5. deutsche Liga im Süden des Nordostens wie kein Zweiter kennt, seinen Schützlingen eine sehr effektive taktische Marschroute mit auf den Weg gegeben. Das sagt er selbst: „Wir haben unsere taktisches Programm gut umgesetzt, wobei wir einmal in der Schnittstelle nicht aufgepasst haben. Natürlich hatten wir beim Pfostenschuss in der 1. Halbzeit auch etwas Glück, aber ansonsten haben wir sehr geschlossen und gut verteidigt.“

Das mussten die Gäste auch, um den ersten Ansturm der Platzelf, die auf einem trotz des Regens zwar tiefe, aber sehr gut zu bespielenden Geläuf die ersten Achtungszeichen setzte, schadlos zu überstehen. Schon nach sechs Minuten war Max Bresemann, der in einer Mannschaft, in der mit den verletzten Markus Baumann, Julian Zarschler und Mateusz Szymanski gleich drei wichtige Leute fehlten, vielleicht ein Stück weit noch herausragte, zur ersten Fußabwehr gefordert. Es folgte ein straffer Schuss von Jasin Jusic über den Kasten (12.). Dann war „Brese“, wie er von seinen Teamgefährten gerufen wird, erneut auf dem Posen, als er gleich zwei Mal blendend reagierte (19.).

Plauen versuchte mit langen Bällen aus den Halbräumen die Sturmspitzen zu erreichen, aber die waren bei der Deckung um Florian Giebel, Tom Krahnert, Toni Stelzer, Niclas Fiedler und Tim Rühling in „aufmerksamen Händen“. So gelang dem Spitzenreiter nur ein Lattenknaller von Alexander Morosow (45.). Mancher Anhänger im weiten Rund war damit unzufrieden und sprach sogar von einem „blutleeren Auftritt“ der Elf von Trainer Karsten Oswald.

Zwar versuchte die zu diesem Zeitpunkt noch abstiegsgefährdete Einheit jede Gelegenheit zum Kontern zu nutzen, aber so richtig klare Chancen konnte sie nicht kreieren. So war das 0:0 zur Pause kein schlechtes Zwischenresultat für die Thüringer.

Aus der Halbzeitkabine kam der VFC mit viel Schwung. Vor allem den eingewechselten Abraham Yeboah Boateng bekam die FC-Deckung anfangs nicht in den Griff. Er bereitete auch die schnelle Führung vor, die Tim Limmer mit einem überlegten Lupfer vollendete (50.).

Plauen blieb dran und zwang Bresemann erneut zu zwei sehr guten Abwehrtaten (52., 56.). Wenig später sah der bereits verwarnte und schon mal in Rudolstadt spielende Tommy Barth nach seinem zweiten Foul die Ampelkarte (57.).

Das schien das Signal für die Gäste zu sein, nun mehr zu tun. Dies brachte recht schnell Zählbares durch den 20-Meter-Freistoß von Maximilian Schlegel in den Winkel, dem der Ex-Jenaer Jakob Pieles im VFC-Kasten nur hinterher schauen konnte. Für Holger Jähnisch war dieser Treffer ganz wichtig. Er sagte: „Wie wir dann dran geblieben sind, an uns geglaubt und auch versucht haben, den Ausgleich zu erzielen, der durch das Traumtor von Max Schlegel zustande gekommen ist, war hervorragend.“

Kurz darauf zeigte der Unparteiische nach einer missglückten Aktion von Pieles, der dafür auch verwarnt wurde, gegen Ron Wachs auf dem Elfmeterpunkt. Kapitän Marco Riemer behielt die Nerven und verwandelte sicher (66.).

Plauen reagierte „wütend“, aber alle Rudolstädter kämpften aufopferungsvoll, warfen sich in jeden Abschluss der Gastgeber, ließen, unterstützt von einer lautstarken Bank, die jeden gewonnenen Zweikampf feierte, aber auch keine Gelegenheit aus, den „Deckel drauf zu machen“. Das war beim Riesen von Niels Noack (75.) und beim Lattenknaller von Tom  Eichberger (80.) möglich. Doch das gelang nicht und so musste Rudolstadt auch noch die Herunterstellung Schlegels (90.+1/GRK) sowie die achtminütige Nachspielzeit, die Jähnisch für deutlich zu lang hielt, und in der Plauen zwei gefährliche Freistoßsituationen hatte, überstehen, um den Sieg zu feiern. Als dann auch noch das Ergebnis aus Halberstadt durchsickerte, war die Party auf dem Platz und mit den Fans vollends perfekt.

Auch beim Rudolstädter Trainer war am Ende nur noch Jubel, denn er resümierte: „Da platzt mir die Brust und ich bin megastolz auf jeden Einzelnen. Es ist umso schöner, heute den Klassenerhalt geschafft zu haben nach einer Saison, die sehr schwierig begonnen hat.“

Wie sehr die Hausherren mit dem unerwarteten Ergebnis zu „kämpfen“ hatten, zeigte der Umstand, dass man, wenn auch im gegenseitigen Einvernehmen, die Pressekonferenz nicht durchführte und Karsten Oswald auch nicht bereit war, dem Vereinssprecher der Gäste sein Statement zum Spiel abzugeben. Das ist dem Vereinssprecher bislang sehr, sehr selten passiert … .

Die Statistik

VFC Plauen

Pieles, Jusic, Lämmer, Martynets, Werrmann (46. Yeboah), Sponsoren, Morosow, Kind (81. Träger), Fischer, Kießling, Barth

FC Einheit

Bresemann, Giebel, Schlegel, Fiedler, Riemer, Kuhn (63. Noak), Krahnert, Stelzer, Rupprecht (72. Meißner), Rühling, Wachs (79. Eichberger)

Schiedsrichter: Julius Weiser, Zuschauer: 1.536

Torfolge: 1:0 Tim Limmer (50.), 1:1 Maximilian Schlegel (60.), 1:2 Marco Riemer (66./Strafstoß)

Hartmut Gerlach

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