Zum Herzensverein Einheit Rudolstadt mit dem Fahrrad

Wenn der FC Einheit mit seiner Oberligamannschaft auf Reisen ist, dann wird er ganz oft von einigen Fans unterstützt. Die gehören entweder zu den „Rumpelstilzchen“, die einst von Andreas Hahn und Frank Schrodt gegründet wurden, oder zur „Green Yellow Street (GYS)“, in der sich vor allem jüngere Anhänger der Rudolstädter versammeln. Zu keiner der beiden Fan-Gruppen gehören Detlef Klamke und seine Partnerin Anne-Kathrin Leo. Dennoch sind sie sehr oft dabei, wenn die Einheit in fremden Stadien spielt. Natürlich feuern sie den langjährigen Oberligisten auch zuhause an.

Erstmals mit dem Verein in Berührung gekommen ist der heute 60-Jährige, der als Elektronikfacharbeiter bei Healthineers in Rudolstadt tätig ist, durch seinen Vater, einen bekannten Ofensetzer. Der nahm ihn 1970 mit zur Einheit. Doch ab 2005 hatte er mit dem VfB 09 Pößneck, der damals Oberliga spielte, einen neuen Lieblingsverein. Zur „Warthe“, wie die Sportstätte in Pößneck heißt, fuhr er mit dem Fahrrad. Auch das Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena gehörte damals zu seinen Zielen. Als er im Urlaub in Newport und in Tbilissi war, hat er natürlich nach Spuren der legendären EC-Spiele der Zeiss-Städter gesucht und sie auch gefunden.

Womit wir bei der Besonderheit von Klamke sind. Er reist, seit dem Oberligaaufstieg der Jähnisch-Elf 2011, ganz oft mit dem Fahrrad an. Nicht immer die ganze Strecke, das wäre bei Entfernungen von 200 Kilometern und mehr schlecht möglich. Aber meist sucht er sich  bei seinen Planungen eine Stadt oder eine Gemeinde aus, von wo aus er mit dem Drahtesel die letzten, oft nicht wenigen, Kilometer bewältigt.

Das Gute daran, der Rudolstädter tut dies meist nicht allein. Denn seine Partnerin Anne-Kathrin Leo ist in vielen Fällen an seiner Seite. Die Lehrerin am Saalfelder Heinrich-Böll-Gymnasium teilt die Leidenschaft von Detlef. „Uns geht es neben der Begeisterung für die Einheit um den sportlichen Aspekt ausgedehnter Radtouren und auch um die Möglichkeit, auf diese Weise die Schönheit und die kulturellen Anziehungspunkte der Austragungsorte der Begegnungen und deren Umgebung kennenzulernen“, nennt sie weitere Gründe, die nicht nur mit dem Fußball zusammenhängen.

Aber sie sieht das, was Zuschauer auf den Sportplätzen manchmal so von sich geben, nicht unkritisch. „Mir setzen Rufe auch unserer Fans zu. Respektlosigkeit aller Art gegenüber dem Gegner und dem Schiedsrichterteam vertrage ich nicht. Das spreche ich an“, erklärt sie kategorisch.

28 Sportstätten von Martinroda bis Brandenburg hat Detlef Klamke bislang bereist. Bei elf Touren war Anne-Kathrin Leo mit dabei. Die Radfahrer fallen auf und werden nicht selten mit Aufmerksamkeit und Fürsorge begrüßt. So in Eilenburg, wo das Duo nach der dritten Visite mit Übernachtungen in Grimma und Fahrt auf dem Mulde-Radweg Rostbrätel umsonst bekam. Oder in Martinroda, wo Anne-Kathrin Zeit hatte, nach Pilzen zu suchen und wo sie für den netzstieligen Hexenröhrling von den Ordnern eine Transportkiste erhielt. In Erinnerung geblieben ist ihnen auch Auerbach, von wo sie einen Abstecher nach Morgenröthe-Rautenkranz, dem Geburtsort von Siegmund Jähn, machten und drei Mal übernachteten. Das geschieht übrigens oft im Zelt. Nach Markkleeberg waren beide Einheit-Fans auf der Mulde sogar mit dem Kanu unterwegs

Oft stellen die Radtouren große Herausforderungen an die Physis für sie dar. Erst vor kurzem befuhren sie den Zschopau-Radweg, der sich als sehr schwierig erwies und sie hatten Angst, dass sie, wie Anne-Kathrin nicht nur scherzhaft befürchtete, „das Spiel wegen Erschöpfung nicht sehen würden“. Sie waren dann doch pünktlich, erlebten aber eine Niederlage Rudolstadts.

In Erinnerung geblieben sind Detlef Klamke die Besichtigungen in Hohenstein-Ernstthal  auf den Spuren von Karl May oder in Merseburg mit der Fahrt auf dem Saale-Radweg und dem Besuch von Innenstadt und Dom. Auch beim Brandenburger SC schlugen sie an einem langen Wochenende auf und badeten an einem 3. Oktober in der Elbe.

Das Fahrrad ist für Detlef Klamke und Anne-Kathrin Leo auch im Urlaub ein unentbehrliches Transportgefährt. Damit haben sie viele Touren durch das Baltikum, Russland, den Fernen Osten, die Mongolei, Usbekistan, Tadschikistan, den Balkan, die Masuren – hier gehörte in Besuch eines Spiels bei Legia Warschau mit unglaublicher Stimmung zum „Pflichtprogramm“ – oder Skandinavien unternommen. „Wir fahren immer ohne Navigationsgerät. Dadurch kommen wir mit den Menschen ins Gespräch“, sagt Klamke. Er fährt ein Rad mit Gangschaltung, Anne-Kathrin bevorzugt inzwischen das E-Bike. Mit dem ehemaligen Fahrradhändler Bodo Wenzel haben sie einen Experten  gefunden, der ihnen auch, wie sie schmunzelnd betonen, eine ordentliche Wartung beigebracht habe.

Für Anne-Kathrin Leo, die als Lehrerin im Ausland tätig war und die bis zum letzten Schuljahr als Fachleiterin am Studienseminar Gera arbeitete, war es schon eine Überraschung, als sie bei einem Spiel ihren Lehramtsanwärter Lukas Schirrmeister im Einheit-Dress sah. Der war ebenso erstaunt, seine Ausbilderin beim Fußball zu erleben. Nun ist Lukas selbst schon einige Zeit ein Pädagoge, der bei seinem Besuch in Marienberg unlängst demonstrierte, dass der FC Einheit Rudolstadt, so wie für Anne-Kathrin Leo und Detlef Klamke, sein Herzensverein ist.

Den Beitrag findet man heute (22.11.23) auch in der OTZ.

Hartmut Gerlach

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