Sehr ausführlich – das ist keinesfalls bei allen Oberligisten der Fall – hat sich der FC Grimma in einer Vorschau mit dem Spiel in Rudolstadt beschäftigt und dabei auch den Gegner vorgestellt. Tom Rietzschel, der „alte“ neue Teammanager der Mannschaft aus dem Husarenpark, hat den Text verfasst. Ihn kennen wir noch von Chemie Leipzig, aber er kann auch auf eine lange Zeit bei den Grimmaern blicken.
Im Folgenden der gesamte Artikel von der Homepage des Gastes, den man auch unter diesem Link findet:
„Zifferts Premiere: Grimma gastiert in Rudolstadt
Unbestritten – die letzten Tage waren beim FC Grimma etwas unruhig. Nach dem letztwöchigen 1:1 (0:1)-Heimremis gegen den Bischofswerdaer FV gab Trainer Alexander Kunert direkt im Anschluss aufgrund persönlicher Gründe seinen Rücktritt bekannt – Anfang der Woche wurde mit Steffen Ziffert der neue Mann auf der sportlichen Kommandobrücke präsentiert.
Mit 20 Punkten aus 22 Begegnungen sind die Muldestädter – derzeit auf Rang 15 positioniert – aktuell weiterhin akut abstiegsgefährdet, so dass die Lage sich immer noch als prekär darstellt. Nichtsdestotrotz: Bis zum ersten Nichtabstiegsplatz hat man derzeit nur zwei Zähler Rückstand – bei noch sieben ausstehenden Begegnungen haben es die Grimmaer weiterhin selbst in der Hand, den Klassenerhalt in der Oberliga zu realisieren. Doch dafür sind Punkte in den nächsten Wochen unabdingbar, die Zeit der Ausreden und der Alibis ist ab jetzt vorbei.
Allerspätestens jetzt muss jeder Einzelne begriffen haben, dass es einzig und allein darum geht, den FC Grimma in der fünfthöchsten Spielklasse zu halten. Dabei haben die Muldestädter am Samstag um 14.00 Uhr beim FC Einheit Rudolstadt (8.) zwar ein erstes dickes Brett zu bohren, doch gibt sich Neu-Trainer Steffen Ziffert vor diesem Auswärtsspiel optimistisch. „Die ersten Trainings-Eindrücke waren sehr positiv. Insgesamt sehe ich uns für die Begegnung am Samstag gut vorbereitet.“
Seit der Saison 2012/13 ist der FC Einheit Rudolstadt fester Bestandteil der Oberliga Süd – Jahr für Jahr etablieren sich die Thüringer konstant im vorderen Mittelfeld der Tabelle. Dabei gelang in der Spielserie 2011/12 der ersehnte Aufstieg aus der Thüringenliga – auch wenn man im Endklassement „nur“ den 3. Rang belegte. Den Rudolstädtern kam damals äußerst gelegen, dass der damalig zweitplatzierte BSV Eintracht Sondershausen sein Aufstiegsrecht nicht wahrnahm, so dass der FC Einheit nachrückte und zusammen mit Thüringen-Meister FSV Wacker Nordhausen den Weg in die Oberliga antrat.
Trainiert wurde die Elf schon damals von Holger Jähnisch, der in der Aufstiegssaison von der SG Traktor Teichel nach Rudolstadt wechselte und bis zum heutigen Tag auf der sportlichen Kommandobrücke des FC Einheit sitzt. Die aktuelle Saison seiner Elf bewertet der ehemalige Oberliga-Kicker des SV JENAer Glaswerk differenziert, da einfach man mit zu vielen Unwägbarkeiten zu kämpfen hatte. „Hauptursache war einfach die Corona-Pandemie, welche uns in der Hinrunde extrem zu schaffen machte“, so Jähnisch. „Wir waren im August mit als erste Mannschaft komplett davon betroffen und mussten erst einmal lernen, im Anschluss mit den Auswirkungen umzugehen.“
Dabei stößt dem Einheit-Coach diese Phase noch extrem sauer auf. „Wenige Tage nachdem die Mannschaft aus der Quarantäne kam, mussten wir beispielsweise in Plauen antreten“, so Jähnisch. „Wir hingen in den kommenden Wochen total in den Seilen, wobei natürlich völlig logisch ist, dass man die körperlichen Defizite durch die Auswirkungen der Pandemie nicht binnen so kurzer Zeit aufarbeiten kann. Wir haben in dieser Phase richtig Lehrgeld bezahlt.“ Nichtsdestotrotz gelang es den Thüringern, sich bis zur Winterpause zu stabilisieren – durch ein bisher ordentliches Jahr 2022 haben die Grün-Gelben mittlerweile 31 Zähler auf dem Konto und sind nahezu sorgenfrei.
„Dies bedeutet allerdings nicht, dass wir uns mit der aktuellen Punkte-Ausbeute zufriedengeben“, so Einheit-Coach Jähnisch. „Wir wollen fokussiert bleiben und auch in den kommenden Partien alles raushauen.“
Hinsichtlich das Heimspiels gegen die Muldestädter hat der Rudolstädter Übungsleiter ganz klare Erwartungen. „Grimma agiert aktuell sicher unter ihren Möglichkeiten“, so Jähnisch. „Die Leistungsstärke des Teams ist weit über dem, was die Positionierung in der Tabelle aktuell aussagt. Ich erwarte daher ein offenes, ausgeglichenes Spiel, in welchem wir alles investieren müssen, um diesen Gegner in die Knie zu zwingen.“
Auf der anderen Seite fährt man im Grimmaer Lager natürlich mit dem festen Ziel nach Rudolstadt, etwas Zählbares mit nach Hause zu bringen – auch wenn die letzten Tage etwas unruhig waren. Natürlich ist die aktuelle Tabellensituation alles andere als zufriedenstellend ist – doch die Mannschaft lebt! Dies war in den letzten beiden Auswärts-Begegnungen in Zorbau (1:1) und in Wernigerode (0:1) absolut zu erkennen, wobei am Ende des Tages weit mehr möglich war als nur dieser eine Zähler. „Wir müssen versuchen, dem Gegner so wenig wie möglich Torgelegenheiten zu gewähren und uns natürlich selbst genügend Möglichkeiten erspielen, welche wir dann selbstredend auch nutzen müssen“, gibt Trainer Steffen Ziffert die Marschrichtung für den Kick am Samstag vor. „Wichtig wird sein, in der Defensive kompakt zu agieren, was natürlich nur über gewonnene Zweikämpfe funktioniert. Weiterhin müssen wir die Grundeigenschaften wie Wille, Leidenschaft und Mut an den Tag legen, welche im Abstiegskampf natürlich umso mehr gefragt sind.“
Im Vergleich zu den letzten Wochen wird der ehemalige Grimmaer Abwehrchef aufgrund der Kürze der Zeit nicht allzu viel verändern, zumal in personeller Hinsicht kaum Änderungen zu erwarten sind. Natürlich ist man im Lager der Muldestädter über die Qualitäten des Gegners gut informiert. Aufgrund der räumlichen Nähe „wimmelt“ es im Kader des FC Einheit von einer Vielzahl gut ausgebildeter Akteure, welche beim FC Carl Zeiss Jena das Einmaleins des Fußballs erlernt haben. Es wartet eine diszipliniert agierende und robuste Mannschaft, auch auf den Platz in Rudolstadt werden sich die Grimmaer einstellen müssen.
„Für uns wird es schon in Rudolstadt darauf ankommen, uns auf die einfachen Dinge im Fußball zu konzentrieren“, so Ziffert. „Wenn uns dies als Kollektiv gelingt, traue ich der Mannschaft auf alle Fälle zu, dort zu punkten.“ Und genau das ist es, was der FC im Kampf um den Klassenerhalt nun dringend benötigt: Punkte…“
Tom Rietzschel
F.d.R. Hartmut Gerlach