Ausführlicher Spielbericht: SC Freital – FC Einheit Rudolstadt 1:3 (1:1)

Dieses war der siebte Streich

Kein Märchen, sondern eine sportliche Tatsache. Der FC Einheit bleibt auch nach dem siebten Spiel hintereinander ungeschlagen, Den Rudolstädter gelingt wie in der Geschichte von „Max und Moritz“ damit der siebte Streich und sie dürfen mit nunmehr 46 Punkten berechtigte Hoffnungen hegen, den Klassenverbleib nach elf Jahren Oberliga gesichert zu haben. Natürlich könnten je nach Lage in der Regionalliga sechs Mannschaften absteigen und Grimma noch auf 47 Punkte kommen, wenn man alle Spiele gewinnt. Aber die Planungssicherheit für die Rudolstädter, das zwölfte Jahr mit einem neuen Trainer anzugehen, hat sich deutlich erhöht.

Der „alte“ Coach hatte im Vorfeld wieder einmal ganze Arbeit geleistet. Im Wissen um die Stärken und Schwächen des SC Freital, der bislang im idyllischen heimischen Johannes-May-Stadion unmittelbar vor den Toren von Dresden nur gegen die Spitzenteams Eilenburg, Krieschow und Bautzen verloren hatte und der die wenigen Anhänger und Offiziellen sehr freundlich empfing, hatte er seiner Mannschaft die richtige Taktik „verpasst“.

Denn die Gäste begannen selbstbewusst und waren bei Chancen von Tim Rühling (2.), Benjamin Bahner (5.), Niels Noak (6.) Toren durchaus nahe. Doch den ersten Treffer zielte der SC. Ein erfolgreicher Kopfball des völlig freistehenden Phillipp Schmidt (9.). Das Tor erinnerte so ein wenig an die ersten Partien der Grün-Gelben in der Saison 22/23, als sie vor allem bei Standards des Kontrahenten anfällig. Das frühe Tor stimmte Freitals Trainer Christopher Beck natürlich froh: „Wir sind, so wie wir uns das als Heimteam vorgenommen haben, super in das Spiel hinein gekommen und machen aus einem Standard das 1:0. Das war zu diesem Zeitpunkt verdient,“

Doch die Thüringer zeigten sich nicht sonderlich geschockt. Nach einer guten Möglichkeit von Rupprecht, dessen Schuss am rechten Pfosten vorbei zischte (13.,) und einer nicht ungefährlichen Eingabe der Hausherren (17.) fiel im Gegenzug der Ausgleich. Benjamin Bahner nutzte eine Missverständnis der sächsischen Abwehrspieler, die nach dem Motto zu Werke gingen, „Nimm du ihn, ich habe ihn sicher“ und platzierte die Kugel technisch perfekt im langen Eck (18.).

Danach entwickelte sich, da waren sich beide Übungsleiter absolut einig, ein völlig ausgeglichenes Spiel, das von Männerfußball geprägt war und das einen jungen Schiedsrichter hatte, der die anständige Begegnung in diesem Sinne und damit oberligaadäquat leitete.

Der Aufsteiger aus dem benachbarten Landesverband war durch Standards (Freistöße, Ecken) gefährlich, doch die ganz großen Einschussmöglichkeiten blieben mit Ausnahme eines tückischen 22-Meter-Freistoßes, den der diesmal im Einheit-Gehäuse stehende Max Bresemann prallen lassen musste, wobei seine Vorderleute die Situation bereinigten (35.). Danach sorgten zuvor Ron Wachs (30.), Bahner (37.) und Rupprecht (41.), der bei seiner Eingabe in den Strafraum ein Handspiel monierte, für Gefahr. Wenig später vielleicht die spielentscheidende Situation. Ein Akteur der Platzelf bekam nach einem (wahrscheinlichen) Nachtreten die Rote Karte (42.). Wie meist bei solchen Entscheidungen, sah das der betroffene Trainer etwas anders. Sein Kommentar: „Das war sehr unglücklich, dass unser Spieler im Liegen und ich glaube auch nicht mit Absicht nachtritt, wie es ausgelegt wurde. Er versucht einfach noch zu stören, dass sein Gegenspieler nicht vorbei kommt. Das ist dann für mich definitiv ein taktisches Foul und bedeutet die Gelbe Karte, aber ein richtiges Hineintreten in den Mann war es für mich nicht.“ Gegenüber Jähnisch sah in der Herunterstellung einen Vorteil für seine Mannschaft.

Kurz nach Wiederbeginn trug Fortuna grün, die Farbe von Ausrüster ad hoc. Marco Riemer – der Kapitän bot in einer Mannschaft, in der jeder rackerte und kämpfte und sehr laufintensiv unterwegs war, erneut eine bärenstarke Leistung – hielt mit einem Schuss, der doch ein Stück weit am Kasten von SC-Keeper Christopher Hauswald vorbei gegangen wäre, einfach drauf. Aber Eric Ranninger fälschte das Leder so unglücklich ab, dass Hauswald keine Abwehrchance hatte (48.). „Das passiert, wenn man einfach mal auf die Kiste haut“, frohlockte Jähnisch.

Im zweiten Durchgang war der eingewechselte Stephan Ruß die einzige Angriffsspitze der Gastgeber. Aber die Einheimischen versuchten, wenn sie im Ballbesitz waren, immer wieder nachzurücken. Rudolstadt besaß allerdings mehr Spielanteile und hätte beim Kopfball von Tom Krahnert (52.) sowie den Schüssen von Riemer (67., 85.) und Noak (71.) schon auf 3:1 stellen können. Aber man durfte auch froh sein, dass es gelang, eine brenzlige Situation in der 86. Minute, bei der ein Kopfball von Torjäger Oliver Genausch über das Bresemann-Tor ging, nicht zum Ausgleich führte.

In der siebenminütigen Nachspielzeit machte der eingewechselte James-Kevin Nahr mit einem Konter den Deckel drauf (90.+5), nachdem Ruben Baumann, ebenfalls ins Spiel gekommen, das Leder erkämpft hatte.

Christopher Beck zog im Trainergespräch mit dem Einheit-Vereinssprecher dieses Fazit: „Wir sind überhaupt nicht zufrieden, dass wir hier null Punkte hier lassen müssen. Aber dennoch bin ich stolz auf die Truppe, wie sie sich in der 2. Halbzeit gewehrt hat und den Kampf in Unterzahl gegen elf Mann aufgenommen hat. Es war uns vorher klar, dass das eine harte Nuss wird. Aber wir sind mit der bisherigen Saison mega zufrieden und spielen als Aufsteiger eine überragende Runde. Jeder kennt uns nun in der Oberliga.“

Für Holger Jähnisch lautete das Resümee so: „Wir wussten, was uns erwartet. Das war gut, aber wir waren heute auch extremst gefordert. Das heißt im Klartext: Es war wenig Zeit für Entscheidungen. Da war extremer Druck. Freital ist sofort angelaufen  und hat gegen den Ball gepresst. Es haben heute alle einen Super-Job gemacht. Alle waren sehr lauf – und zweikampfintensiv unterwegs. Da kann ich eigentlich nur den ‚Hut davor ziehen’.  Wir haben heute gut und viel investiert und haben gemerkt, dass wir in dem Spiel auch wachsen müssen. Und wir sind gewachsen. Auch was die Handlungs – und Reaktionsschnelligkeit für Entscheidungen betrifft. Das haben wir getan und damit haben wir uns den Sieg verdient.

SC Freital

Hauswald, Fluss, Weidauer (70. Danz), Weinhold (70. von Brezinski), Genausch, Michael, Schulze (41. Ruß), Frenzel (85. Grafe), Herzig (42. RK), Schmidt (85.), Ranninger

FC Einheit:

Bresemann, Bahner (87. Schneider), Fiedler, Riemer, Krahnert, Noak (87. Nahr), M. Baumann, Zarschler, Rupprecht, Rühling (78. Seturidze), Wachs (90.+5 R. Baumann)

Schiedsrichter: Albert Lehmann, Zuschauer: 146

Torfolge: 1:0 Philipp Schmidt (9.). 1:1 Benjamin Bahner (18.), 1:2 Eric Ranninger (46./ET), 1:3 James-Kevin Nahr (90.+5)

Hartmut Gerlach

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