Benjamin Bahner – ein Treffer für die Geschichtsbücher allerdings nicht im Einheit-Jersey

Mit manchen Begriffen sollte man sparsam umgehen. So ist nicht jedes Tor im Fußball und mag es noch attraktiv sein eins für die Geschichtsbücher. Doch für den Treffer, den Benjamin Bahner am 22.05.2013 im Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld erzielte, trifft das Prädikat historisch durchaus zu. Denn das frühe Tor (6.) von Benni im Landespokalfinale des Thüringer Fußball-Verbandes (TFV) zwischen dem SV SCHOTT Jena (Verbandsliga) und dem FC Rot-Weiß Erfurt (3. Liga) sollte das am Ende „goldene“ bleiben. Der heute fast 30-Jährige zog aus 16 Metern einfach ab und überraschte damit auch den Erfurter Keeper. Der Verfasser, damals TFV-Stadionsprecher, hat die Szene noch deutlich vor sich.

RWE kam zwar zu unzähligen Chancen, ein Tor gelang dem Favoriten jedoch nicht. So blieb es dank des erfolgreichen Versuchs von Bahner beim Sieg für SCHOTT, den die Presse mit „peinlich“ (aus der Sicht von Erfurt) bis „sensationell“ (aus der Sicht des Underdogs) beschrieb. Mit diesem Tor hat sich Benjamin Bahner mit Sicherheit einen Platz in der Verbandshistorie gesichert.

„Es ist für mich immer noch unvorstellbar, was damals in der gesamten Saison passiert ist. Dazu gehörte auch das Flutlichtspiel gegen den Oberligisten Wacker  Nordhausen (4:3). Es hat alles komplett gepasst. Wir hatten Erfolg und haben gefeiert. So muss es im Fußball sein“, erinnert er sich an das tolle Spieljahr 2012/13 bei den Schottianern. Noch heute schaut sich der gebürtige Pößnecker, der in Neustadt an der Orla aufgewachsen ist, die Bilder vom Spiel von vor acht Jahren und natürlich sein Tor sehr gern auf You Tube an.

In Neustadt/O. hat er mit dem Fußballspielen begonnen. Dann wurde das Nachwuchsleistungszentrum des FC Carl Zeiss Jena auf das Talent aufmerksam und mit 13 Jahren folgte der Wechsel auf das Sportgymnasium. Hier blieb er noch bis zum ersten A-Junioren-Jahr, um dann, da die Konkurrenz im Kader doch zu groß war, zurück zu seinem ersten Verein zu gehen. Wobei er in dieser Zeit auch noch beim Club trainieren konnte. Dann stand 2011 der SV SCHOTT „auf der Matte“ und Benjamin folgte dem Ruf des damaligen Verbandsligisten.

Holger Jähnisch und Renè Just bemühten sich auch in seiner Zeit bei SCHOTT Jena immer wieder um den gefährlichen Angreifer und hielten den Kontakt. Schließlich entschied sich Bahner zum Wechsel nach Rudolstadt. „Ich wollte mal etwas Neues machen und hatte auch das Gefühl, dass der FC Einheit im Gegensatz zu SCHOTT in der Oberliga etwas weiter oben mitspielen könnte.“

Schon in der ersten Saison 2015/16 unterstrich der Neue im Team seine Torjägerqualitäten,. In 23 Partien machte er 14 „Buden“. Es folgten zwei weitere Spieljahre mit 21 Partien und neun Treffern (16/17) sowie 24 Begegnungen und zwölf Tore (17/18).

Dann endete die Zeit in der Heidecksburgstadt erst einmal. Benjamin spielte ab dem 1. Juli 2018 beim SV 1910 Kahla. Das hatte für den Jenaer vor allem berufliche Gründe Er brauchte mehr Zeit für sich und das Lernen. „Ich wollte mich einfach auf meine arbeitsmäßige Zukunft vorbereiten und das Hobby ein wenig hinten anstellen“, begründet er den Schritt.

Doch dann merkte er, dass ihm etwas fehlte, zumal Holger Jähnisch immer mit „Bahne“, wie ihn seine Teamgefährten rufen, auch in dessen Kahlaer Zeit immer in Verbindung geblieben ist. Seit dem 1. Juli 2020 trägt er wieder das Einheit-Trikot. Aber durch Corona konnte er 20/21 nur neun Mal spielen (7 Tore) und auch die aktuelle Situation ist beim Stand von elf Einsätzen und drei Treffern für ihn derzeit unterbrochen.

Natürlich wird unser Gesprächspartner nicht von der obligatorischen Frage nach Stärken und Schwächen verschont. Positiv sieht er sein Kopfballspiel und die läuferischen Qualitäten. Auch ein nimmermüder Kampfgeist zeichne ihn aus. Reserven habe er in der Technik, vor allem in der Ballan- und Mitnahme, gibt er unumwunden zu.

In seinen bisherigen 88 Spielen, von denen der Autor fast alle gesehen hat, hat sich Benjamin nie gescheut, dorthin zu gehen, wo es weh tut. Nicht von ungefähr kann er auf insgesamt 45 Tore blicken.

In der Mannschaft fühlt er sich sehr wohl. „Ich bin ja mit fast 30 schon einer der Älteren. Jeder hat vor jedem Respekt und das finde ich sehr gut. Wir verstehen uns untereinander und man trifft sich auch mal außerhalb von Spiel oder Training“, beschreibt er die das mannschaftliche Klima.

In seiner knapp bemessenen Freizeit trifft er sich gern mit Freunden oder besucht den Bikepark. Natürlich hofft er wie alle anderen darauf, dass der derzeitige Lockdown nicht so lange dauert wie der vor einem Jahr. Ob ihm in der nächsten Saison vielleicht wieder einmal ein historischer Treffer wie vor acht Jahren gelingt, hängt auch davon ab, wie sich der Oberligist im Landespokal behaupten kann. Aber das liegt ja auch ein wenig an Benjamin Bahner selbst … .“

Fotos: Achim Freund (alle aus der Saison 16/17)

Hartmut Gerlach

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