FC Einheit Rudolstadt – FC An der Fahner Höhe 0:2 (0:1)

Wenigstens eine glanzvolle Theaterpremiere

Vom Städtischen Stadion in Rudolstadt bis zum „Deutschen Krug“, wegen des Neubaus Spielstätte des Theaters Rudolstadt, beträgt die Entfernung gut einen Kilometer. Doch für die Zuschauer, die am Nachmittag das Oberligaspiel FC Einheit – FC An der Fahner Höhe und am Abend die Premiere von „Romeo und Julia“ erlebten, konnte die Stimmung unterschiedlicher nicht sein. Während die Besucher das Sportgelände, wenn sie den Gastgeber unterstützten, eher missgelaunt verließen, wollte der Beifall nach der glanzvollen Aufführung kaum enden.

Viele Anhänger der Rudolstädter konnten der Partie ebenso wenig abgewinnen wie Willi Obitz, aktueller Vereinsvorsitzender, Conrad Bretschneider, einst einer der Vorgänger in diesem Amt und nun Ehrenvorsitzender, Hauptkassierer Frank Häßner, Uwe Kaiser, Vater von Sohn Georg, der mit seiner Frau auch auswärts oft dabei ist, oder die Stammtischrunde in der Rolschter Sportsbar, die erstmals seit langem nach der Partie wieder das Spiel in der Gaststätte „auswerten“ konnten.

Holger Jähnisch nahm zur Bewertung der Begegnung auch wie gewohnt kein Blatt vor den Mund: „ Das war sicherlich das schwächste Spiel. das wir zuhause gezeigt haben.“ Tobias Busse, Coach des Gastes, und so wie sein Kollege auf der anderen Trainerbank gewohnt engagiert, kam zu diesem Urteil: „Wir waren im Spiel und haben am Ende auch verdient gewonnen.“

Von Beginn an entwickelte sich ein Spiel, bei dem man fast bei jeder Aktion spürte, dass sich zwei Teams gegenüber standen, die Punkte für den Klassenverbleib brauchen. Auf dem für diese Jahreszeit zwar ordentlichen Geläuf, das auf Grund der Regelfälle aber tief und weich war – dennoch waren alle froh, nach vielen Wochen wieder einmal auf Rasen zu spielen – gab es in den ersten 20 Minuten zumeist nur Aktionen zwischen den Strafräumen, viele Fehlpässe auf beiden Seiten und keine Toraktionen. Nur zwei Eingaben (22./Fahner Höhe; 24./Rudolstadt), die aufmerksame Torhüter sahen, hatten den Charakter einer Halbchance.

Für „Stimmung“ sorgte dann in einer von beiden Seiten zwar kampfbetonten, aber nie unfairen Partie, zwei nur wenig verständliche Gelben Karten für Einheit-Akteure und eine für einen Gastspieler. Weitere Verwarnungen (Rudolstadt fünf; Fahner zwei) und die Beurteilung von Zweikämpfen der Schiedsrichterin, die am Sonntag beim Frauen-Bundesliga-Spiel zwischen der TSG Hoffenheim und der SGS Essen als 4. Offizielle eingesetzt ist, hatten Unruhe auf beiden Trainerbänken und bei den Besuchern zur Folge. Spielentscheidend waren diese Entscheidungen jedoch in keinem Fall und weder Jähnisch, der sich zur Pressekonferenz bei der Unparteiischen für manche Beschimpfungen unterhalb der Gürtellinie aus dem Block der Einheimischen entschuldigte, noch die Spieler wollten die Niederlage daran festmachen.

Sechs Minuten vor dem Pausensignal dann das 1:0 für die Busse-Elf. Nach einem unkontrollierten Abwehrschlag der Hintermannschaft erfasste der Gast die Situation, spielte genau in die Spitze, wo der ziemlich freie Jonas Wiesner mit einem Lupfer von der Strafraumgrenze Stefan Schmidt keine Chance ließ (39.). Am Flatterball hatte wohl auch der böige Wind eine Aktie.

Die Einheit war danach zwar bemüht und wollte  noch vor dem Wechsel ausgleichen, aber die bessere Chance hatte sogar noch die Mannschaft aus dem Landkreis Gotha mit einem „Lattenwischer“ – auch hier spielte sicher der Wind eine Rolle (43.) – eine gute  Möglichkeit.

Wer gehofft hatte, dass die wieder mit dem Trikot des neuen Sponsors ad hoc angetretenen Platzherren – zwei Geschäftsführer des Unternehmens, das demnächst am Markt in Rudolstadt präsent sein wird, waren der Vorstandseinladung gefolgt und Zuschauer des Spiels –  den Hebel im zweiten Durchgang würden umlegen können, sah sich getäuscht,.

Der Kontrahent gewann die meisten Kopfballduelle und hatte eigentlich wenig Mühe, den Vorsprung über die Zeit zu bringen. „Rudolstadt hat mit langen Bällen auf ihre Zielspieler gearbeitet. Die sind immer gefährlich. Doch die haben wir gut verteidigt“, freute sich Busse vor allem über die Leistung seiner Hintermannschaft. Nur einmal kam Markus Baumann zum relativ freien Abschluss, aber seinen Linksschuss parierte Max Reinwald im Gäste-Kasten  (81.) mit einer Glanzparade. Zuvor hatte Ron Wachs, an diesem Tag noch einer der Besseren bei den Hausherren, das Leder nach einem Eckball nicht richtig platzieren können (73.).

Drei Minuten vor dem Ende machte Fahner Höhe dann den Deckel drauf, als der eingewechselte Marvin Schindler mit einem unhaltbaren „Hammer“ aus 14 Metern traf. Wie schon bei Tor Nummer eins war Holger Jähnisch „angefressen“ über die Entstehung des Treffers: „Wir haben bei einem Gegentor den Ball wieder unkontrolliert in die Mitte geschlagen bzw. wie beim zweiten vertändelt. Das ist für diese Liga niveauarm. Mich stimmt traurig, wenn sich solche Dinge wiederholen. Dann hat das auch etwas mit fehlender Qualität zu tun.“

Zur Pressekonferenz war Tobias Busse natürlich bester Laune. Er sagte: „Wir wollten heute mutig spielen und das ist uns von Beginn an gelungen. Anderes als letzte Woche, wo wir nicht oberligatauglich waren. Mich hat es heute für die Jungs gefreut, dass sie sich belohnt haben und dass sie mutiger gespielt haben ohne zu glänzen. Aber darum ging es heute nicht. Es ist uns gelungen, Rudolstadt immer wieder den Schneid abzukaufen. Wichtig waren heute drei Punkte. Die nehmen wir gern mit.“

Eher nachdenklich die Gedanken von Holger Jähnisch: „Es war in meinen Augen heute bei schwierigen Bedingungen ein typisches 0:0-Spiel. Wir haben Fahner Höhe, die mit dem Rücken zur Wand standen und keine Bäume ausgerissen haben, die drei Punkte wieder einmal geschenkt. Was ich teilweise von unseren Zuschauern auch gegenüber meinen Spielern an Beleidigungen gehört habe, kann ich so nicht akzeptieren. Aber ich akzeptiere auch nicht, dass die Schiedsrichterin, die heute genau so schlecht wie ich war, denn ich habe die falsche Aufstellung gewählt, teilweise beleidigt wird. So muss ich mich am Ende auch dafür entschuldigen, was ich hiermit auch tue. Dementsprechend muss sich jeder, der mit diesem Verein sympathisiert, an seine eigene Nase greifen. Das geht bei mir los, um etwas zu bewegen, damit wir in der Liga bleiben. Viele denken offensichtlich, dass es automatisch so weitergeht. Aber so ist das im Fußball. Dann sieht es in der einen Woche fantastisch aus mit viel Spaß und dem einen oder anderen Bierchen der Fans, aber heute sah es so aus, als ob gestern Abend ein Mannschaftsabend stattgefunden hat.“

Steffen Mensching braucht für die weiteren Aufführungen von „Romeo und Julia“ sicher keine Werbung. Der FC Einheit schon, wenn es am Samstag im schweren Spiel gegen den VFC Plauen geht. Dann sind auch die Zuschauer gefragt … .

Die Statistik

FC Einheit:

Schmidt, Giebel, Szymanski, Kaiser (72. Noak), Schlegel, Bahner Riemer, M. Baumann, Rupprecht, Rühling (72. Schneider), Wachs

FC An der Fahner Höhe:

Reinwald, Kruse (36. Kupke), Lischke, Raffel, Reinemann (64. Heß), Bärwolf, Wiesner (64. Schindler), Baumgarten, Imrock (72. Fleischhauer), Machts, Kirchner

Schiedsrichterin: Christine Weigelt, Zuschauer. 124

Torfolge: 0:1 Jonas Wiesner (39.), 0:2 Marvin Schindler (87.)

Mehr Fotos von Achim Freund auf unserer Facebook-Seite.

Hartmut Gerlach

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