FC Grimma – FC Einheit Rudolstadt 6:0 (4:0)

Debakel zum Saisonauftakt in Grimma

Für die Überschrift über den Bericht zur klaren Niederlage des FC Einheit zum Saisonauftakt in Grimma hätte es sicher einige Optionen gegeben. So wären auch die Headlines „Kaum Gegenwehr bei Standards“ oder „Höchste Niederlage in zehn Jahren Oberliga“ denkbar. Das Ergebnis wird dadurch natürlich nicht besser.

Dabei fingen die Gäste, die, wie angekündigt, auf zahlreiche Akteure wegen Verletzung bzw. Urlaub verzichten mussten, richtig gut an. Schon in der ersten Minute konnte die Abwehr der Hausherren einen schnellen Angriff über Niklas Fiedler nur zur Ecke klären. Danach köpfte Konrad Schneider eine Eingabe über die Latte (2.) Und als sich Maximilian Schlegel den weit vor seinem Kasten stehenden Torhüter Pascal Birkigt „ausguckte“, war der mit Fortuna im Bunde, denn der Ball pumpte auf und berührte nur die Lattenoberkante (9.). Hier war die Führung für die Thüringer mehr als möglich.

Doch schon zwei Minuten darauf nahte mit der ersten Angriffsaktion der Muldestädter das Unheil. Die Einheit-Hintermannschaft hatte den baumlangen (1,91m) Grimmaer Neuzugang Nikita Bondarenko, der über den Nachwuchs von Lok Leipzig und Erzgebirge Aue sowie über Union Sandersdorf nach Grimma gekommen war, nicht auf der Rechung. Er kam nach der ersten Ecke von Grimma völlig frei zum Kopfball und netzte unhaltbar ein (11.).

Zwar setzte der Gastgeber mit einem Schuss von Felix Beiersdorf über das von Stefan Schmidt gehütete Gehäuse nach (17.), doch im Gegenzug war der Abschluss von Sven Rupprecht nach einem gelungenen Solo zu schwach, um Birkigt zu beeindrucken. Nachdem Schmidt einen Schuss von Rückkehrer Christoph Jackisch, ebenfalls aus der Nachwuchsschule von Lok, dann neun Jahre in Grimma und zuletzt beim Regionalligisten Eilenburg unter Vertrag, entschärft hatte (22.), wurde er nur drei Minuten später von dessem 30-Meter-Freistoß exakt in den rechten Giebel wohl doch überrascht (25.). Und als eine weitere Rettungstat von Schmidt zum Eckball führte, war es erneut Bondarenko der sich danach fast mühelos durchsetzte und erneut traf (33.).

Spätestens jetzt fühlte man sich im Rudolstädter Lager, zu dem auch eine Gruppe von Fans gehörte, an die Partie von vor fast einem Jahr erinnert, als man zur Pause 0:2 zurücklag, aber durchaus gut startete. Aber die nach den Worten ihres Trainers Steffen Ziffert weiterhin effektive Platzelf hatte ihren Torhunger noch nicht gestillt. Treffer Nummer 4 fiel zwar nicht aus einer Standardsituation, zeigte aber gegen eine erneut nur „mädchenhaft agierende Einheit-Deckung“ (O-Ton Holger Jähnisch) mit einem Pass in die Tiefe und der überlegten Vollendung durch Moritz Griesbach (39.) die Schwächen der Grün-Gelben an diesem Nachmittag im Husaren-Sportpark schonungslos auf.

Kurz vor dem Wechsel wären bei Schüssen von George Seturidze (40.), Benjamin Bahner (41.) und Marco Riemer (45.) aus durchaus verheißungsvollen Situationen Tore möglich gewesen. Doch die fielen nicht, was Ziffert zu diesem Halbzeitfazit bewegte: „Wir haben zur Pause auch etwas glücklich mit 4:0 geführt. Wir waren dabei sehr effektiv, sind aber auf einen zweikampfstarken Gegner getroffen, der auch seine Möglichkeiten hatte, in Führung zu gehen. Da hatten wir Glück.“

Gegenüber Holger Jähnisch sah die ersten 45 Mintuen so: „Wir haben richtig gut angefangen, waren spielbestimmend und hatten auch die ersten Chancen. Bei den Standards war kein Zweikampfverhalten und kein Gegnerdruck zu erkennen, Wir waren nicht wirklich eng am Mann. Dann hat man es auch nicht verdient, egal in welcher Liga, Tore zu erzielen. Denn so wie man verteidigt, greift man auch an.“

Am Spielverlauf sollte sich auch nach Wiederbeginn nicht wirklich etwas ändern. Denn schon in der 48. Minute war erneut Bondarenko, „natürlich“ nach einem Eckball, zur Stelle und bugsierte das Leder mit dem Knie über die Linie. Gegen eine völlig aus den Guten geratene Einheit-Vertretung gelang Griesbach nach einem schnell Konter dann sogar noch der sechste Treffer (56.). Damit beließen es die Ziffert-Schützlinge.

Die Gäste waren zwar bemüht, aber ein Tor sollte nicht gelingen. Selbst nicht nach dem Solo von Rupprecht, als Robin Spreizer mit schöner Rettungstat auf der Linie klärte (54.).

Steffen Ziffert blieb nach dem klaren Erfolg seiner Elf „auf dem Teppich“: „Das 6:0 täuscht vielleicht über den Spielverlauf hinweg. Wir haben diesmal zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht. Dabei sind die ersten drei aus Standardsituationen gefallen. Das war ausschlaggebend und führte beim Gegner sicher auch dazu, dass die Köpfe hingen. Das Spiel war sehr ausgeglichen und wir hatten nicht die Spielkontrolle, die wir uns gewünscht hätten.“

Kollege Jähnisch beschönigte hingegen nichts: „Mit der Unentschlossenheit und Zögerlichkeit und dem, was du an Mut vermissen lässt, ist es auch schwer, vorne vor dem Tor mit Überzeugung zu agieren. Dann ist das vorn wie hinten dasselbe, da nehme ich auch fast niemanden heraus. Wir werden noch beeindruckt und selbst beim Stand von 5:0 körperlich hart rangenommen. Für die Art und Weise heute gibt es für uns keinerlei Entschuldigung. Man muss im Fußball die einfachen Dinge machen, sonst kann man, egal in welcher Liga, nicht bestehen. Nächste Woche erwarte ich von der Mannschaft eine richtige Reaktion. Aber die Gegner werden mit Eilenburg und Krieschow nicht leichter.“

Einzig Riemer und Schlegel nahm er aus der Kritik heraus. Und was die Höhe der Niederlage betrifft: Schon einmal, und zwar zuhause gegen Bischofswerda, verlor der FC Einheit mit 0:6 … .

Die Statistik

FC Grimma

Birkigt, Konzok (46. Bartsch), Wolf (65. Funken), Schwarz, Jackisch (65. Burkhardt), Beiersdorf, Griesbach (59. Mattheus), Spreitzer, Ronneburg, Ziffert, Bondarenko (69. Neuhaus)

FC Einheit:

Schmidt, Szymanski, Schneider, M. Baumann, Seturidze, Riemer, Fiedler (76. Nahr), Zarschler (46. Kaiser), Schlegel, Bahner, Rupprecht (76. R. Baumann).

Schiedsrichterin: Miriam Schwermer, Zuschauer: 183

Torfolge: 1:0 Nikita Bondarenko (11.), 2:0 Christoph Jakisch (25.), 3:0 Nikita Bondarenko (33.), 4:0 Moritz Griesbach (39.), 5:0 Nikita Bondarenko (48.), 6:0 Moritz Griesbach (56.)

Erste Fotos von Achim Freund.

Hartmut Gerlach

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