Benjamin Bahner mit „Näschen“ zum ganz wichtigen Auswärtssieg
Wenn man nach fast 14 Stunden und mehr als 320 Kilometern die Busreise nach Neugersdorf und zurück beendet – der Verfasser war ‚nur“ zehn Stunden unterwegs – dann ist es natürlich vorteilhaft, wenn man dies nicht ohne Punkte tut. Der FC Einheit hatte gleich drei davon im Gepäck. Punkte, die im Abstiegskampf ganz wichtig waren. Dass die Partie beim Tabellenletzten FC Oberlausitz keineswegs ein Spaziergang werden würde, wusste das Team von Holger Jähnisch schon im Vorfeld: „Man hat heute gesehen, wie eng die Liga ist. Auch in Neugersdorf gewinnt man nicht einfach mal so.“
Dabei begann der Gast konzentriert und hatte das Spiel im Griff, wobei schon in der 1. Halbzeit mancher gut gemeinte Pass nicht ankam. Das lag aber oft am tiefen Geläuf. Das zeigte sich schon nach acht Minuten, als Maximilian Schlegel ein Zuspiel von Benjamin Bahner nicht festmachen konnte. Es folgte ein Freistoß für die Hausherren, der aber trotz günstiger Situation sein Ziel deutlich verfehlte (11.). Dann stand Rudolstadt dicht vor dem 1:0, aber Florian Giebel, der von Tom Krahnert sehr gut in Szene gesetzt wurde, kam zwar freistehend an den Ball, wurde dabei aber noch vom Torhüter berührt, der den Ball wegschlug. Das Spiel ging weiter – jedoch ohne den verletzten Giebel, für den Niels Noack schon nach 16 Minuten kam. Der besaß gleich eine gute Möglichkeit, kam allerdings einen Tick zu spät (20.).
Der Gast blieb spielbestimmend, auch wenn die Oberlausitzer mit drei Schüssen Richtung Schmidt-Tor auf sich aufmerksam machten (23., 26., 27.). Doch die zwangen den Einheit –Keeper allesamt nicht zu einer Parade. Da waren die Chancen des allein auf den Schlussmann zulaufenden Sven Rupprecht (27.) und den Kopfball von Georg Kaiser (28.) schon deutlich gefährlicher. Doch sie brachten nichts Zählbares.
Das war erst nach 29 Minuten der Ball, als Bahner richtig spekulierte und die verunglückte Rettungsaktion eines Neugersdorfer eiskalt ausnutzte. „Bahne hat hier wieder mal sein ‚Näschen“ bewiesen“, freute sich Jähnisch. Betreuer Marcus Becker, der für den wegen einer Sperre nicht aktiven Chefcoach Stefan Fröhlich vor das „Mikrofon“ trat, wollte das Tor für die Tür nicht zu sehr kritisieren. „Hier hat man gesehen, dass zwei 19-Jährige in der Innenverteidigung stehen“, sagte er als Entschuldigung. Fast hätte sich der Schütze vier Minuten darauf noch einen Rückpass der Platzelf geschnappt.
Kurz vor der Pause sorgt der zweite Eckball des Tabellenletzten für Gefahr, aber wiederum musste Stefan Schmidt nicht eingreifen.
Zwar hatte Bahner zwei Mal (59., 63.) gute Gelegenheiten, aber nach dem Wechsel zeigte sich Neugersdorf aktiver, wobei Jähnisch mit dem Umschaltspiel seiner Schützlinge nicht zufrieden war: „Wir haben es uns jedoch selbst schwer gemacht, weil wir im Umschaltspiel häufig die Bälle zu schnell hergeschenkt haben. Zudem haben wir in Überzahlensituationen ganz oft die falschen Entscheidungen getroffen und unseren Ballbesitz nicht in Chancen ummünzen können. Wir waren da zu fahrig und zu fehlerbehaftet“, lautete sein Urteil.
Kurz darauf wurde Schmidt bei einem Schuss eines Neugersdorfers zum ersten und einzigen Mal richtig gefordert. Doch er boxte das Leder heraus (66.).
Aber das Match war noch nicht entschieden und im Rudolstädter Lager lebte man ein Stück weit mit der Angst, dass eine Aktion der Gastgeber doch noch zum Ausgleich führen würde, wie einem Freistoß /78.), der aber sein Ziel verfehlte. Doch die Grünen kämpften, wobei sich der sich seit Wochen in Hochform befindliche Tim Rühling immer wieder “vor den Karren spannte“ und auch emotional voran ging. Aber auch alle anderen wussten um die Bedeutung der Begegnung, sodass Holger Jähnisch am Schluss ein kollektives Lob aussprechen konnte: „Es war heute wieder Abstiegskampf pur. Da ging viel über Mentalität und Moral.“
Die zeigt Rudolstadt in der Schlussphase, als Schlegel und Marco Riemer Zlatan Kostal im Oberlausitzer Kasten „berühmt schossen“ (88., 90.).
Es blieb beim Auswärtssieg in einem Spiel, zu dem Marcus Becker noch sagte: „„Wir haben heute gegen eine erfahrene Mannschaft gespielt. Der Sieg geht am Ende in Ordnung. Wenn wir etwas Glück haben, dann spielen wir vielleicht unentschieden. Aber nun geht es darum weiterzumachen, solange noch Punkte zu vergeben sind. Es ist bei uns auch nicht so, dass irgendjemand aufgibt.“
Von Holger Jähnisch war noch dies zu hören: „Wir haben die eine oder andere Situation mit Glück und Geschick im Verbund verteidigt. Hinten heraus hat der Torhüter von Neugersdorf noch zwei Mal seine Klasse gezeigt. Sonst hätten wir den ‚Sack zumachen’ können.“
Am Ende zeigten auch die Ergebnisse in der Oberliga am Ostermontag, wie wertvoll der Dreier für die Einheit – die durften sich über die Unterstützung des Fanclubs „Rumpelstilzchen“, die einen Kleinbus gemietet hatten, freuen – war.
Die Statistik
FC Oberlausitz:
Kostal, Janz (46. Herrmann), Wolf (78. Schmidt), Petrick, Olaoye (67. Seibt), Körner, Selinger, Marzok (78. Cellarius), Kiesewalter (46. Orosz), Keller
FC Einheit:
Schmidt, Giebel (21. Noak; 82. Wachs), Szymanski, Kaiser (46. Zarschler), Schlegel, Bahner, Riemer (89. Schneider), Krahnert, M. Baumann, Rupprecht. Rühling
Schiedsrichter: Marcel Riemer; Zuschauer: 137
Torfolge: 0:1 Benjamin Bahner (28.).
Hartmut Gerlach