Spiel war trotz klarer Niederlage ein Erlebnis
Natürlich war man im Einheit-Lager nach der doch klaren Niederlage beim Aufstiegsaspiranten Nummer 1 der Oberliga nicht zufrieden, aber Holger Jähnisch hatte nach einem, wie er sagte, auch in dieser Höhe verdienten Sieg der Erfurter erklärende und tröstende Worte parat: „Unsere Mannschaft besteht aus reinen Amateuren. Wir trainieren drei Mal die Woche. Das heißt, die Intensität und die Umfänge sind bei uns andere. Vor diesem Hintergrund war heute die Zielvorgabe, uns so teuer wie möglich zu verkaufen. Das heißt nicht, und das hat man auch gesehen, dass wir hier ‚Beton anrühren’ wollten, um mit einer Fünferkette so wenig Tore wie möglich zu bekommen. Wir wollten schon auch zeigen, dass wir auch Fußball spielen können. Das ist uns vom Resümee her bedingt gelungen.“
Doch unabhängig vom Ergebnis war dieses Flutlichtspiel am Freitagabend vor fast 3.000 Besuchern sowohl für die Aktiven als auch die zahlreichen mitgereisten Zuschauer – neben den knapp 70 Anhängern im Gästebereich gab es mindestens 40 auf der Tribüne –ein Erlebnis.
Der Gast hielt in den ersten Minuten „Ungemach“ von seinem Tor weg. Nach neun Minuten rückte Max Bresemann, der so, wie verabredet, die nächsten drei Oberligapartien zwischen den Pfosten steht, erstmals in den Mittelpunkt. Er klärte im Herauslaufen mit einer Kopfballabwehr. Danach war er im Glück, dass der Ex-Jenaer Romarjo Hajrulla eine Flanke von Keliano Tavares knapp neben den Pfosten köpfte (10.). Nach ungefährlichen Schüssen von Marco Riemer (12,) und Maximilian Schlegel (15.) dann das 1:0 für RWE. Tavares steckt den Ball in die berühmte Schnittstelle für Hajrulla durch und der hatte Glück, dass er im zweiten Versuch noch einmal ans Leder kam und einnetzen konnte (18.).
Dann nun wurde die Partie recht zerfahren und es gab ein regelrechtes Kartenfestival mit zunächst sieben Verwarnungen zwischen der 24. und 42. Minute, einer Rudelbildung vor der Pause und weiteren zwei Karten nach Wiederbeginn, sodass RWE am Schluss vier und Rudolstadt fünf Mal den Karton gesehen hatte. Für Fabian Gerber alles kein Problem: „Es gab viele Nicklichkeiten und es waren auch Provokationen dabei. Das ist aber ganz normal und nicht negativ gemeint. Das gehört zum Fußball und auch zu dieser Liga dazu.“
Dennoch war er mit Leistung seiner Mannschaft im ersten Abschnitt nicht so recht zufrieden. Das habe sie nach dem Wechsel besser gemacht, sagte er und begründet das mit noch schnellerem Spiel der Erfurter, weniger Ballkontakten und besseren Seitenverlagerungen, die die Einheit in Bewegung gebracht hätten.
So blieb Rot-Weiß am Drücker, obwohl der Gast zunächst zwei Ecken holte und weiter mit Leidenschaft um jeden Ball kämpfte. Nach einer Stunde war man jedoch im Glück, als Artur Mergel nur die Latte traf. Kurz darauf dann eine von wenigen Szenen, in denen es im Strafraum der Grün-Gelben chaotisch zuging. Fatium Elezi behielt die Übersicht, brachte das Spielgerät nach innen, wo der völlig blanke Mergel aus einem Meter nur noch einlenken musste (61.). Der Jubel des Favoriten über diesen Treffer zeigte, welche Steine von den Erfurter Herzen nach dieser Aktion gefallen waren.
Jähnisch brachte mit einigen Wechseln frische Kräfte und die Einheit igelte sich auch nach dem 0:2 nicht ein. Nun waren sogar Tore des Außenseiters möglich. Aber Riemer traf mit seinem Kopfball nur das Lattenkreuz (71.) und auch der nachsetzende Rom Krahnert konnte den Ball nicht an Luca Petzold vorbei bringen. Nur sechzig Sekunden später jagte der eingewechselte Niels Noak das Leder aus verheißungsvoller Entfernung über das Tor.
Dann war wieder der Tabellenführer am Zug. Til Schwarz verzog knapp (75.) und Bresemann klärte mit klugem Abwehrspiel gegen den völlig frei vor ihm auftauchenden Hajrulla (78.). Dann war Zeit für den Endstand. Den besorgte einmal mehr Hajrulla. Er zirkelte den Ball aus zwölf Metern in das rechte untere Eck (79.). Fast wäre Kevin Nsimba noch ein weiteres Tor gelungen. Aber der Einheit-Keeper kaufte ihm mit einer tollen Reaktion den Schneid ab.
Florian Gerber sparte bei der Pressekonferenz nicht mit Lob für die Rudolstädter: „Ich habe die Rudolstädter ein paar Mal beobachtet und kann meinem Trainerkollegen nur ein Kompliment machen, Sie machen das sehr, sehr gut, holen wirklich alles heraus und haben uns alles abverlangt.“
Der Rudolstädter Coach gab dieses Statement ab: „Ich hätte mir schon gewünscht, dass wir die eine oder andere Aktion noch mutiger und entschlossener herausspielen, auch weil ich der Meinung bin, dass das die Jungs können. Ein gutes Zeichen ist, dass die Mannschaft am Ende unzufrieden war. Sie wollte sich besser verkaufen. Dennoch kann ich mit der Leistung leben und ich bin nicht so kritisch, dass ich sage, dass war völlige ‚Grütze’, was wir gespielt haben. Das war es überhaupt nicht.“
Mit Dank der Mannschaft an die Fans, die ihr Team feierten, und vielen Fotos ging ein erlebnisreicher Fußballabend zu Ende, nach dem viele Spieler und Offiziellen das Steigerwaldstadion erst kurz vor 23 Uhr verließen.
Die Statistik
FC Rot-Weiß:
Petzold, Schwarz, A. Startsev, Hajrulla (87. Agullar Alvarez, Bär, Lopes Cabral (87. Petnga), Tavares (82. E. Startsev), Mergel (87. Wowod), Amougou Nkoa, Ndiaye (82. Nsimba)
FC Einheit:
Bresemann, Zarschler (74. Rühling), Barth, Szymanski, Fiedler, Krahnert, Schlegel, Schack (74. Kaiser), Rupprecht (62. Noak), Bahner (62. Baumann)
Schiedsrichter: Max Stramke, Zuschauer: 2.904
Torfolge: 1:0 Romarjo Hajrulla (18.), 2:0 Artur Mergel (61.), 3:0 Romarjo Hajrulla (78.)
Weitere Fotos zur Pressekonferenz, zu den Fans und Anhängern und zu Interviews folgen.
Hartmut Gerlach