Den ausführlichen Spielbericht von Tom Rietzschel (FC Grimma) findet man auf der Internetseite des Gastgebers unter diesem Link:
Die Fotos sind von unserem Vereinsfotografen Achim Freund.
Gnadenlose Effizienz Grundlage für hohen Auftaktsieg
Grimma. Der FC Grimma ist mit einem fetten Achtungszeichen in die Oberliga-Saison 2022/23 gestartet. Im heimischen Husaren-Sportpark bezwangen die Muldestädter den seit Jahren äußerst unbequemen FC Einheit Rudolstadt mit sage und schreibe 6:0 (4:0) und bescherten ihren Fans somit einen Auftakt nach Maß. Dabei legten die Gastgeber in den ersten 45 Minuten eine brutale Effizienz an den Tag und nutzten die Schwächen in der Einheit-Defensive gnadenlos aus. Bei einer komfortablen 4:0-Pausenführung konnte man da bereits schon von einer Vorentscheidung sprechen, nach dem Wechsel bauten die Muldestädter das Resultat letztlich auf 6:0 aus.
Demzufolge fiel das Fazit Grimmas Trainer Steffen Ziffert in der anschließenden Pressekonferenz weitestgehend positiv aus. „Nachdem wir extrem schlecht ins Spiel gekommen sind, haben wir zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht. Weiterhin freut mich, dass uns die ersten drei Treffer nach Standards gelungen sind, welche diesmal endlich mal gefährlich waren“, so Ziffert. „Am Ende des Tages bin ich natürlich zufrieden, doch werden wir intern auch die Dinge ansprechen, die nicht so nach unseren Vorstellungen gelaufen sind. Letztendlich haben wir heute aber den größten Teil richtig gemacht .“
Auf der anderen Seite war die Laune von Rudolstadts Coach Holger Jähnisch selbstverfreilich dementsprechend. „Grimma ist seit Jahren zu uns immer sehr gastfreundlich, dies haben wir heute sportlich in Gänze zurückgegeben“, so Jähnisch. „Eine Auswertung über die 90 Minuten ist eigentlich fast überflüssig. Wir haben den Gegner mit unserer Inkonsequenz sowie körperlosem Zweikampfverhalten hinsichtlich gegnerischen Standards und Kontersituationen regelrecht eingeladen. Glückwunsch nach Grimma, der Sieg ist natürlich mehr als verdient.“
Allerdings kamen die Muldestädter recht schwer in die Gänge. Rudolstadt war zunächst das bessere Team, Grimma gelang es in der Anfangsphase nicht, den Gegner unter Druck zu setzen. „Wir hatten zunächst nicht die Ball- und Spielkontrolle, wie ich sie mit gewünscht hätte“, so FC-Trainer Steffen Ziffert in der anschließenden Pressekonferenz. So hatten die Gäste auch die erste Torannäherung, als Konrad Schneider die Kugel nach einem Eckball von Maximilian Schlegel per Kopf übers Tor setzte (2.). Wenig später dann kollektives Durchatmen im Lager der Muldestädter. Nach einem Zweikampfgewinn gegen Bondarenko versuchte sich Schlegel von der Mittellinie und hatte FC-Keeper Pascal Birkigt mit seinem Heber bereits überwunden – doch sprang die Kugel nur an die Latte des verwaisten Grimmaer Gehäuses (9.).
„Wir haben in der Anfangsphase nicht schlecht begonnen“, so Einheit-Coach Holger Jähnisch. „Wenn dieser Ball reingeht, kann das Spiel sicherlich anders laufen“, stimmte auch Steffen Ziffert den Ausführungen seines Rudolstädter Trainerkollegen zu. Stattdessen musste der Rudolstädter Coach kurz darauf jedoch mit ansehen, wie seine Elf in Rückstand geriet – mit der allerersten Torannäherung gingen die Platzherren überraschend in Front. Nach einem Eckball von Felix Beiersdorf schaltete Neuzugang Nikita Bondarenko am schnellsten und traf per Kopf aus Nahdistanz – 1:0 (11.).
Dies war das Signal für die Muldestädter, die fortan mehr und mehr die Spielkontrolle erlangten. Nach sehenswerter Kombination über Jackisch und Bondarenko lag sogar das 2:0 in der Luft, doch verfehlte ein Schuss von Beiersdorf hauchzart das Ziel (16.). Doch erwies sich Rudolstadt zunächst noch als äußerst hartnäckiger Kontrahent und hätte aufgrund der einen oder anderen Schaltpause in der Grimmaer Defensive durchaus den Ausgleich erzielen können. So war Sven Rupprecht nach einem langen Abschlag von Einheit-Keeper Stefan Schmidt plötzlich frei durch, doch rettete Birkigt hier in großer Manier (17.). Kurz darauf stand der FC-Schlussmann erneut im Mittelpunkt, als er einen Kopfball von Kapitän Marco Riemer nach vorherigem Seturidze-Einwurf entschärfte (19.).
Nichtsdestotrotz wurden die Grimmaer Offensivaktionen fortan deutlich zwingender, immer wieder gelang es nun, die Gäste in der Defensive zu beschäftigen. Nach Zuspiel von Michel Schwarz scheiterte Jackisch mit seinem Schuss zwar zunächst an Schmidt (22.), doch bereits wenig später lag der Ball erneut im Rudolstädter Kasten. Rückkehrer Christoph Jackisch zog einen Freistoß aus fast 30 Metern fulminant aufs Tor, gegen die oben im Knick einschlagende Kugel hatte Schmidt nicht die Spur einer Chance – 2:0 (25.).
Die Gäste hatten fortan große Probleme, sich davon zu erholen, auch wenn Schlegel mit einem Schuss abermals Birkigt herausforderte (27.). Grimma spielte nun weiter konsequent nach vorn und fand in der Hintermannschaft der Gäste fortan immer wieder zahlreiche Lücken vor. Nach einem Ballgewinn von Leonhard Wolf hatte Beiersdorf das 3:0 auf dem Stiefel, doch fischte Schmidt das Streitobjekt spektakulär aus dem oberen Eck (32.). Doch mit dem folgenden Eckball konnten die Muldestädter das Resultat weiter ausbauen. Zwar wurde dieser zunächst abgewehrt, doch brachte Schwarz die Kugel abermals in die torgefährliche Zone, wo abermals Bondarenko goldrichtig stand und aus Nahdistanz zum 3:0 einköpfte (33.). „Wenn wir so körperlos wir bei den ersten drei Gegentoren verteidigen, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn es bei uns einschlägt“, sprach Gäste-Trainer Holger Jähnisch die Missstände seines Teams bei Standardsituationen knallhart an. Doch damit noch nicht genug – im Grimmaer Lager traute man seinen Augen kaum, als man vor der Pause sogar noch das vierte Tor nachlegte. Überragend von Wolf eingeleitet, steuerte Moritz Griesbach allein auf das Einheit-Gehäuse zu und ließ Schmidt mit einem platzierten Abschluss keine Abwehrmöglichkeit – 4:0 (39.).
Diese Grimmaer Effizienz vor dem gegnerischen Tor war schon extrem beeindruckend und auch ein gravierender Unterschied zur Rudolstädter Mannschaft. Diese hatte auch ihre Möglichkeiten, da der eine oder andere Wackler in der Hintermannschaft der Muldestädter auch weiterhin nicht ausblieb. Jedoch waren die Thüringer eben nicht in der Lage, diese Gelegenheiten zu nutzen. So strich zunächst ein Schuss von George Seturidze knapp am Tor vorbei (40.), anschließend schaffte es Benjamin Bahner – nach vorherigem Fiedler-Querpass – aus Nahdistanz nicht, Birkigt zu bezwingen (43.). Kurz vor dem Pausenpfiff ergab sich auch für Riemer nach einem Doppelpass mit Rupprecht noch die Möglichkeit zur Resultatsverbesserung, doch hatte der ehemalige Zeiss-Profi das Visier nicht scharf genug eingestellt (drüber, 45.). So spendeten die Zuschauer beim anschließenden Pausenpfiff sehr viel Beifall – eine 4:0-Pausenführung gab es für die Grimmaer schon ewig nicht mehr.
„Wir wollten trotz der hohen Führung auch nach dem Wechsel weiter nach vorn spielen und andererseits noch mehr Spielkontrolle erlangen“, gab Grimmas Trainer Steffen Ziffert die Maxime der zweiten 45 Minuten aus. „In der Regel sind Teams, welche klar in Rückstand sind dann leichter zu bespielen.“ Und seine Mannschaft erhörte ihn, mit großer Vehemenz drängten die Muldestädter auf den fünften Treffer. Nach einem Querpass von Jackisch hatte der vorbeirauschende Griesbach diesen bereits auf dem Fuß (47.), doch bereits mit dem folgenden Beiersdorf-Eckball schraubten die Platzherren das Ergebnis weiter in die Höhe. Diesen verlängerte Toni Ziffert in Richtung Fünfmeterraum, wo erneut Bondarenko am schnellsten schaltete und die Kugel zum 5:0 über die Linie drückte (48.). Zwei Minuten später rollte der nächste Angriff auf das Gäste-Gehäuse, doch verpasste Griesbach eine flache Bondarenko-Eingabe nur um Haaresbreite (50.).
„Mit dem schnellen Tor nach dem Wechsel gelang es uns, die letzten Kräfte von Rudolstadt komplett zu brechen“, so der FC-Coach. Für die Gäste war es insgesamt ein mehr als gebrauchter Tag – da passt es absolut ins Bild, dass Sven Rupprecht eine weitere hochkarätige Möglichkeit nicht zu nutzen vermochte. Allein auf Birkigt zulaufend, hatte er den Grimmaer Keeper bereits umkurvt, doch holte der zurückgeeilte Robin Spreitzer die Kugel im letzten Moment von der Torlinie (54.). So blieben die Gastgeber in der Folgezeit zielstrebig und deckten die Lücken in der Gäste-Hintermannschaft weiterhin schonungslos auf. Sehr gut von Beiersdorf inszeniert, scheiterte Jackisch mit einem Distanzschuss an Schmidt (55.), ehe die Muldestädter kurzerhand das halbe Dutzend voll machten. Nach einem Konter über die rechte Seite flankte Beiersdorf die Kugel flach nach innen – Griesbach musste nur noch den Fuß hinhalten um auf 6:0 zu erhöhen (57.). Drei Minuten später hätte Griesbach sogar noch seinen dritten Treffer im Spiel erzielen können, doch nach guter Eingabe von Lucas Bartsch verfehlte er knapp das Ziel (60.).
In den letzten 30 Minuten hatten die Platzherren dann jedoch genug. Mit der deutlichen Führung im Rücken beschränkten sich die Ziffert-Schützlinge fortan auf Ballkontrolle, auch durch zahlreiche Wechsel geriet der Spielfluss etwas ins Stocken. Eine viel versprechende Gelegenheit sollte es jedoch noch geben, als Spreitzer aus guter Position Schmidt mit einem Heber zu überlisten versuchte, das Streitobjekt jedoch hauchzart am Pfosten vorbeitrudelte (89.).
So blieb es am Ende des Tages beim phänomenalen 6:0 (4:0)-Auftaktsieg der Grimmaer, die sich jedoch darüber im Klaren sein müssen, dass dies nur eine sehr schöne aktuelle Momentaufnahme ist. Der Start ist mehr als gelungen, nun gilt es auch in den kommenden Wochen fokussiert und konzentriert zu arbeiten. „Natürlich kann uns nichts Besseres passieren, als solch ein toller Erfolg zum Saisonstart“, resümierte FC-Coach Steffen Ziffert nach dem Abpfiff. „Dennoch werden wir das Ergebnis richtig einordnen und stehen bereits am Samstag in Wernigerode vor der nächsten harten Bewährungsprobe.“
Auch sein Rudolstädter Trainerkollege Holger Jähnisch gab noch seine Einschätzung ab – seine Gefühlslage war jedoch dementsprechend. „Wir haben unsere Haut nicht teuer genug verkauft, wie es sich für ein Auftaktspiel gehört“, so der Einheit-Coach. „Außerdem haben wir heute die einfachen Dinge nicht gut gemacht und müssen jetzt die Lehren aus diesen 90 Minuten ziehen. Aufzuarbeiten haben diesbezüglich jede Menge und müssen uns schleunigst steigern, wenn wir nun daheim gegen Eilenburg und dann in Krieschow bestehen wollen.“
Tom Rietzschel