Ein Stich von Max Schlegel reichte am Bienenweg zum erneuten Dreier
Die Sportstätte des VfB Auerbach heißt „Arena zur Vogtlandweide“ und liegt am Bienenweg. Da bietet sich das sprachliche Bild von einem Stich dieser sehr wertvollen Insekten durchaus an. Den setzte Maximilian Schlegel nach exakt 62 Minuten mit einem mittigen 18-Meter-Freistoß in den linken Winkel. „Ein Traumtor wie schon vor einer Woche gegen Sandersdorf“, schwärmte Einheit-Coach Holger Jähnisch, wobei die Mauer der Gastgeber wohl nicht optimal aufgestellt war. Den knappen Vorsprung brachten die Thüringer auch über die fast achtminütige Nachspielzeit und konnten damit einen ganz wichtigen Dreier im Kampf für den Klassenerhalt gemeinsam mit den Fans feiern.
Für Jähnisch begann die Partie in der Arena bei schwierigen, weil recht tiefen Platzverhältnissen als ein Spiel mit gutem Oberliganiveau. Dabei gehörten die ersten Möglichkeiten den Hausherren, die in ihrer Vorschau keinen Zweifel daran gelassen hatten, die drei Punkte im Vogtland zu lassen. Nach drei Minuten überlief Fabien Bochmann die Einheit-Deckung, doch Stefan Schmidt im FC-Kasten parierte herausragend und verhinderte einen Rückstand. Kurz darauf war ein Kopfball des VfB zu unplatziert (7.). Wenig später (8.) landete ein Freistoß vom Strafraumeck, den Lucas Seidel schlug, in der Mauer.
Dann die erste Chance für die Gäste, die gleich die Qualität einer hochkarätigen Gelegenheit hatte. Doch der so wie Bochmann frei zum Abschluss kommende Marco Riemer scheiterte am Torhüter der Auerbacher, der haargenau so heißt wie der von Rudolstadt (10.). Wenig später fiel Schlegel im Strafraum, aber das Match lief weiter (13.).
Nach einer Balleroberung durch den wie immer lauf- und zweikampfstarken Tom Krahnert bot sich erneut eine sehr gute Chance, aber der Finalpass auf Benjamin Bahner war zu schlecht (17.). Dann die erste größere Aufregung, als Mateusz Szymanski, der praktisch jedes Luftduell gewann, nach einem Zweikampf von Marc-Philipp Zimmermann, der dafür auch verwarnt wurde, liegen blieb. (19.)
Nach 23 Minuten ein weiterer „Riese“ durch den VfB, doch Stefan Schmidt kratzte den Kopfball von Zimmermann aus dem Eck. So allmählich wurde die Begegnung giftiger und jede Aktion, bei der ein Rudolstädter liegen blieb, wurde von wenig druckreifen Publikumskommentaren begleitet. Auch einer der beiden jungen Assistenten beschwerte sich hinterher über die seiner Ansicht nach unflätigen Beschimpfungen von der Tribüne. So etwas habe er noch nicht erlebt, sagte er.
Auerbach hatte bis zur Pause etwas mehr vom Spiel, doch zu gefährlichen sollte der Ex-Regionalligist Aktionen bis zum Halbzeitsignal nicht mehr kommen. Auch die Einheit vermochte die Hintermannschaft der Platzherren nicht in Aufregung zu versetzen, weil mancher Finalpass zu ungenau war.
Die zweite Halbzeit begann mit einer „Granate“ von Schlegel nach Zuspiel von Tim Rühling, die aber eine Beute von Schmidt wurde (49.). Dann sorgte ein Solo des Vorlagengebers an gleich drei Gastgebern vorbei für Gefahr. Doch sein Schuss verfehlte das VfB-Gehäuse (56.).
Nach 57 Minuten die erste Ecke für die Elf von Trainer Sven Köhler, die wie alle anderen in der Folge von den Rudolstädtern geklärt werden konnte. Auerbach war zwar bemüht, zu richtig guten Chancen kam man aber nicht, wobei in der 68. Minute ein Handelfmeter gefordert wurde. Eine Viertelstunde vor Schluss hatte Riemer die Entscheidung auf dem „Schlappen“, aber erneut fand er, allein durchlaufend, in Schmidt seinen Meister. „Er ist ein guter Hüter“, lobte ihn sogar der Gästecoach.
Mit dem Mute der Verzweiflung versuchte der Gastgeber, in den Schlussminuten wenigstens noch einen Punkt zu retten. Das gelang in der knapp achtminütigen Nachspielzeit weder mit einem Freistoß aus 26 Metern (84.) noch bei den vier Eckbällen, bei denen sogar der Torwart von Auerbach in den Strafraum eilte.
Holger Jähnisch zog am Ende dieses Fazit: „Wir haben das 1:0 mit ganz, ganz viel Leidenschaft und Intensität nach Hause verteidigt. Da hat sich keiner der beiden Mannschaften etwas geschenkt. Niemand braucht sich über zu hart geführte Zweikämpfe des anderen zu beschweren. Nach fast acht Minuten Nachspielzeit sind wir megahappy, dass wir es gepackt haben und den nächsten Dreier eingefahren haben.“
Das Statement von Sven Köhler haben wir über den Vereinssprecher des VfB Auerbach, Marcus Schädlich, erhalten. Köhler sagte unter anderem: „Wir sind gut ins Spiel gekommen und hatten ein bis zwei Möglichkeiten. Rudolstadt hat uns mit ihrer Art, Fußball zu spielen, den Zahn gezogen: Sicherlich ist diese Abgezocktheit und Theatralik ein legitimes Mittel – da mache ich Rudolstadt auch keinen Vorwurf, aber ich hätte mir gewünscht, dass der Schiedsrichter etwas mehr entgegenwirkt. Doch das Gegenteil war der Fall: Er ist darauf eingestiegen. Das hatte zur Folge, dass wir kaum noch Fußball gespielt haben. Für unsere junge Mannschaft kann mit solchen Provokationen noch nicht so umgehen, weil sie in der U19 noch nicht zehn Spiele dieser Art erlebt haben. Ich war selten so enttäuscht, ein Spiel zu verlieren, in dem uns der Gegner mit so einfachen Mitteln aus dem Spiel genommen hat. Allerdings hat mir auch die innere Ruhe und das Selbstverständnis bei uns gefehlt. Den Willen möchte ich meinem Team nicht absprechen. Aber uns fehlt auch der Rhythmus, wenn wir seit vier Wochen kein Spiel mehr bestritten haben.“
Die Statistik:
VfB:
Schmidt, Seidel (66. Graf), Brejcha, Cermus (73. Sevcuks), Bochmann (73. Scheunert), Kramer, Dietrich, Dittrich, Degel (73. Möckel), Zimmermann, Todt
FC Einheit:
Schmidt, Giebel, Szymanski, Schlegel (87. Schneider), Bahner, Riemer (82. Nahr), Krahnert, M. Baumann (77. Noak), Rupprecht, Rühling, Wachs
Schiedsrichter: Albert Lehmann, Zuschauer: 305
Torfolge: 0:1 Maximilian Schlegel (62.)
Hartmut Gerlach