Rudolstädter Serie im Dino-Treffen hielt
Im Vorbericht hatte der Vereinssprecher die Frage gestellt, wessen Serie nach diesem Spiel zweier „Oberliga-Dinos“ – ein treffender Begriff der Heimatzeitung für die Tatsache, dass sich die Teams vom VfL 96 und vom FC Einheit seit der Saison 2012/13 gegenüber stehen und bis dahin 20 Begegnungen bestritten hatten – halten würde. Denn der Gastgeber hatte die letzten Partien mit jeweils drei 1:1-Resultaten nicht verloren. Die Thüringer kamen sogar mit der Empfehlung ins altehrwürdige HWG-Stadion am Zoo, an dem so ein wenig der „Zahn der Zeit nagt“, bei zwei Siegen und zwei Remis in Folge vier Mal ungeschlagen zu sein.
Die Frage war unerwartet schnell beantwortet: Von Beginn an machten die Rudolstädter viel Druck und bewiesen, so Hauptkassierer Frank Häßner, der die Mannschaft nicht zu ersten Male auswärts begleitete, eine sehr gute Körpersprache. Schon nach sieben Minuten hätte es 3:0 für die Gäste stehen können, aber weder Marco Riemer (3.) noch Benjamin Bahner (6.) und Sven Rupprecht (7.) trafen aus jeweils freien Positionen. Erst als sich der junge Ron Wachs, von Bahner gut in Szene gesetzt, gleich von mehreren Hallensern nicht abschütteln ließ und aus 16 Metern abzog, lag die Kugel im VfL-Kasten (13.). „Das war der Dosenöffner“, freute sich Einheit-Coach Holger Jähnisch.
Dieter Haudörfer konnte die „Fußballwelt nicht verstehen“, auch wegen der folgenden Angriffsaktionen seiner Mannschaft: „Wir sind, ich weiß gar nicht warum, extrem nervös in das Spiel gegangen. Obwohl wir schlecht gespielt haben, hatten wir durch Jagupov sofort die Chance zum 1:1. Dann trifft Kowalski sechs Meter vor dem leeren Tor den Ball nicht. Im Gegenzug schlagen wir ohne jegliche Not im Strafraum über den Ball. Da steht es 2:0.“
Mit dem Vorsprung im Rücken bestimmte die Einheit die anständig geführte Begegnung, zu dem der überzeugende Unparteiischer „passte“. Denn auch im weiteren Verlauf lagen die besseren Möglichkeiten bei Rudolstadt durch Schlegel (23., 35.), Bahner (29., 43.) und vor allem durch die Großchance von Tom Krahnert (37.).
Dass die Hausherren mit Wiederbeginn etwas mehr Druck entfalten würden, hatte die Einheit erwartet. Aber in große Gefahr brachten die 96er die „Grünen“ nicht. Im Gegenteil: Halle war im Glück, als Rupprecht nach einem Solo mit einem „Hammer“ nur die Latte traf und Keeper Magnus Elm den folgenden Kopfball von Bahner noch aus dem unteren Eck kratzte (53.). 120 Sekunden später schon so etwas wie eine Vorentscheidung. Nach einem gelungenen Angriff, bei dem die Deckung der Platzelf ein Stück weit schwindelig gespielt wurde, standen mit Krahnert und Riemer gleich zwei Rudolstädter fünf Meter vor dem Tor frei. Letzterer hatte wenig Mühe einzuschieben.
Auch das erste Tor der Hallenser (66.) sorgte nicht für Unruhe, denn nur sieben Minuten darauf nutzte Rupprecht eine Unsicherheit vom Elm, um den alten Abstand wieder herzustellen. „Das vierte Tor war sehr wichtig. Wir haben nach dem Anschluss durch Halle gleich noch einmal nachgelegt“, blieb Jähnisch in seiner Analyse bescheiden, wobei er zu recht darauf hinwies, dass in der Schlussviertelstunde sogar noch mehr Treffer für seine Schützlinge möglich gewesen seien.
Dieter Hausdörfer war nach dem, so seine Meinung, verdienten Erfolg der Gäste, ratlos: „Ich weiß nicht, woran es lag. Das geschah nicht, weil Rudolstadt so gut war, sondern weil wir katastrophale Fehler gemacht haben. In den letzten Spielen haben wir mit wirklich richtig guten Leistungen, da waren auch zwei Auswärtsspiele dabei, immer 1:1 gespielt, obwohl die Chancenverwertung dabei ungenügend war. Aber wir waren immer dominant. Doch heute haben wir uns von den langen Bällen und der Zweikampfstärke von Rudolstadt beeindrucken lassen. Wir waren ängstlich und haben tief gestanden. Also wir haben all das gemacht, was so ein Gegner wie Rudolstadt braucht. Warum auch immer …?
Der erfahrenste Trainer der Oberliga, Holger Jähnisch, kam zu diesem Urteil: „Auswärts sind wir in diesem Jahr mit ganz vorn. Aber dieses Spiel war von der ersten bis zur letzten Minuten rundherum gelungen und das sowohl offensiv als auch defensiv. Es war in meinen Augen eines der besten Auswärtsspiele in meiner Amtszeit. Schließlich ist Halle körperlich robust, hat ausgebuffte Leute, einen guten Kader und auch regionalligaerfahrene Akteure wie Lubsch, Ludwig und Jagupov am Start.“ Auf die Meinung seines Kollegen zu den Fehlern sagte er: „Man ist immer nur so stark, wie es der Gegner zulässt.“
Am Ende feierten die Einheit-Spieler die Fortsetzung der Erfolgsserie auch mit der kleinen Einheit-Fangruppe, die den Weg nach Halle auf sich genommen hatten, wobei ein FC-Unterstützer die mehr als 300 Kilometer lange Hin – und Rückreise sogar mit Fahrrad und Zelt in Angriff genommen hatte!
Die Statistik
VfL 96:
Elm, Kowalski (32. Seise), Arndt (64. Lubsch), Bolz, Jagupov, Böhne,, Schunke (64. Schubert), Hartmann (82. Halbauer), Dierichen, Korngiebel, Ludwig (46. Bergmann)
FC Einheit:
Schmidt, Szymanski, Schlegel (85. Horack), Bahner (85. Schneider), Riemer, Krahnert, M. Baumann (85. Nahr), Zarschler, Rupprecht, Rühling (73. Noak), Wachs (73. Fiedler)
Schiedsrichter: Kai Kaltwasser, Zuschauer: 75
Torfolge: 0:1 Ron Wachs (13.), 0:2 Benjamin Bahner (20.), 0:3 Marco Riemer (55.), 1:3 Francesco Lubsch (66.), 1:4 Sven Rupprecht (71.)
Natürlich haben die Fotos des Verfassers nicht die Qualität unseres Vereinsfotografen Achim Freund.
Hartmut Gerlach