Selbst in Unterzahl war mehr möglich
Vereinsvorsitzender Wilfried Schardt war sich sicher, als der Tabellenführer aus Krieschow einen Freistoß aus günstiger Position in der 3. Nachspielminute ziemlich kläglich vergab: „Der moralische Sieger sind wir.“ Dabei hatte er den Umstand vor Augen, dass der Gastgeber mehr als 23 Minuten in Unterzahl spielen musste. Doch fast hätte es in den folgen drei Minuten – der Dresdener Unparteiische, der zuvor vier Minuten angezeigt hatte, ließ noch weitere 180 Sekunden nachspielen – zum tatsächlichen Erfolg über den VfB 1921 gereicht. Aber zunächst sah der Schiedsrichter keine elfmeterreife Situation, als der Ball nach einem Schuss von Tom Krahnert die Hand eines Gästeakteurs im Strafraum berührte. Wenig später (90.+5) patzte die Krieschower Deckung, der gerade eingewechselte Luiz Miguel Schack kam ans Leder, hatte völlig freie Bahn, scheiterte aber am glänzend reagierenden VfB-Schlussmann Fritz Pflug. Der hatte wohl in diesem Moment die Erfahrung seiner bislang neun Vereine in die Waagschale geworfen. Schack war untröstlich und musste danach von seinen Teamgefährten aufgerichtet werden.
Toni Lempke, seit sechs Jahren Trainer beim Aufstiegsaspiranten – das hatte die „Lausitzer Rundschau“ in einem Artikel vom 12.08.21 so formuliert, die Gästeverantwortlichen dementierten dies allerdings – wusste um die Heldentat seines Torhüters: „Aber zum Schluss können wir bei der Riesenchance von Rudolstadt noch froh sein, dass wir nicht verlieren. Da hatten wir Riesenglück, weil unser Keeper super gehalten hat. Vielleicht war der Rudolstädter, der frei steht, davon überrascht.“
Nach elf Wochen Punktspielpause sahen die zahlreichen Zuschauer, die außen am Zaun standen, ein Spiel auf gutem Niveau, in dem jede Mannschaft ihre Phasen hatte. Die ersten beiden Aktionen Richtung Tor gehörten Krieschow mit einem Freistoß (4.) und einem Schuss von Martin Zurawsky (5.). Das erste Tor erzielte jedoch die Einheit. Nach einem gelungenen Angriff über Krahnert und Maximilian Schlegel köpfte Marco Riemer dessen präzise Eingabe unhaltbar in die Maschen (7.). Acht Minuten darauf hätte Benjamin Bahner nach einem Patzer von Pflug das 2:0 machen müssen. Aber er verfehlte das Tor freistehend aus acht Metern (15.). Seine Elf hätte in diesem Zeitraum den Faden verloren, konstatierte Lempke. Er konnte an diesem Nachmittag mit Rangelov, Hebler und Zickert drei Top-Leute aus unterschiedlichen Gründen nicht einsetzen.
Danach setzte sich der Spitzenreiter besser in Szene und nach dem ersten Eckball stand Christoph Pauling bei einem Kopfball völlig frei und netzte mühelos aus Nahdistanz ein (31.). In den folgenden Minuten waren die Brandenburger bei zwei Chancen (37., 40), bei denen Max Bresemann jeweils hervorragend parierte, dem zweiten Treffer näher als die Grün-Gelben.
Der zweite Durchgang begann mit Chancenvorteilen der Hausherren. Aber weder Riemer (48., 55.) noch Bahner (49.) und Niklas Fiedler (58.) konnten sie in Tore ummünzen. Wenig später große Aufregung mit Rudelbildung. Bahner hatte Tobias Gerstmann, der danach weiterspielen konnte, gefoult und der Referee entschied nach Rücksprache mit seinem Assistenten auf glatt Rot. Eine Entscheidung, die die Verantwortlichen beim FC als zu hart empfanden, zumal die Handgreiflichkeiten danach nur mit einer Verwarnung für Felix Geisler bestraft wurden und das Foul des Rudolstädter Angreifers von der Seite kam. Eine Szene, die man am Abend im Drittligaspiel Magdeburg – Wiesbaden übrigens fast identisch so sehen konnte. Hier gab es für den Sünder gelb … .
Der Krieschower Coach bewertete die Zeit nach dem Feldverweis so: „Nach der Roten Karte waren wir natürlich die Mannschaft, die deutlich mehr Spielanteile hatte. Wir hatten allerdings auch keine großen Möglichkeiten, weil der letzte Pass und auch die letzte Ballannahme oft nicht gut waren.“ Holger Jähnisch freute sich so wie die gesamte Bank, die in Handballmanier fast bei jedem gewonnenen Zweikampf aufsprang und frenetisch Beifall spendete, über die kämpferische Leistung seiner Schützlinge und analysierte: „Wir haben wenig zugelassen und aufopferungsvoll verteidigt. Hinten heraus haben wir eine hervorragende Mentalität gezeigt. Wir haben Krieschow durch unseren großen Laufaufwand darin gehindert, in Überzahl große Chancen en masse herauszuspielen. Dass man, vor allem, was den Ballbesitz betrifft, mit einem Mann weniger gegen den Spitzenreiter ins Hintertreffen gerät, ist völlig normal.“
So richtig sicher war sich sein Gegenüber, der gern ein anderes Resultat als das 1:1 erreicht hätte, wie er offen zugab, selbst mit dem Punkt zu keiner Phase der umkämpften Partie: Durch die Größe des Kunstrasens und die Spielweise von Rudolstadt habe man nie eine ruhige Minute. Da konnte jeder Angriff gefährlich werden, sagte er. Am Ende sah er den Spielausgang als gerecht an. Jähnisch zog dieses Fazit: „Im Vorfeld wären wir angesichts der Konstellation mit dem Punkt zufrieden gewesen. Wir wissen natürlich, dass die beiden Top-Stürmer heute gefehlt haben. Aber Krieschow bringt immer noch eine gestandene Mannschaft auf das Feld. Deshalb müssen wir uns für das Ergebnis nicht entschuldigen.
Wenn man sich den Spielverlauf anschaut, dann wird deutlich, dass wir über die gesamte Spielzeit drei, vier richtig gute Chancen hatten. Da müssen wir einfach ein zweites Tor machen und, siehe auch die Nachspielzeit, und uns mit einem weiteren Treffer belohnen.“ Dann wäre die Einheit nicht nur der moralische Sieger gewesen … .
Die Statistik
FC Einheit:
Bresemann, Rühling (46. Seturidze), Szymanski, Barth, M. Baumann (46. Fiedler), Krahnert, Wachs, Rupprecht (70. Noak), Schlegel (85. Schack), Riemer (70. Giebel), Bahner (67. RK).
VfB 1921:
Pfluge, Jeschke, Knechtel, Raak, Felgenträger, Geisler, Zurawsky, Pauling (59. Twarroschk), Dahm, Gerstmann, Pahlow
Schiedsrichter: Nico Lorenz
Torfolge: 1:0 Marco Riemer (7.), 1:1 Christoph Pauling (31.)
Hartmut Gerlach
Hier sind die ersten Fotos von Achim Freund. Weitere folgen bei Beiträgen über die Partie (Meinungen der Trainer, Bericht aus der Sicht von Krieschow) und die tolle Aktion unserer Fans!!!