Moral bewiesen und drei Mal zurückgekommen
Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel lagen die Trainer mit ihren Gefühlswelten, wie der Ludwigsfelder Coach Aaron Müller sagte, doch ein Stück weit auseinander. Während Holger Jähnisch den Punkt als verdient einordnete, weil seine erneut nur mit wenigen Wechslern angereisten Schützlinge aus Thüringen auswärts drei Tore erzielt und drei Mal zurückgekommen seien, trauerte sein Gegenüber der 1. Halbzeit nach. „Wir hätten mit einer klaren Führung in die Pause gehen müssen“, sagte er.
Das gab, bei allem Respekt für die Trainermeinung, das Spielstenogramm allerdings nicht unbedingt her. Denn zunächst passierte in beiden Strafräumen nicht wirklich Aufregendes. Zwar kam der LFC zu einem Kopfball (10.), der das Ziel jedoch verfehlte, und einen Schuss von Christopher Lemke, der schon etwas näher am von Max Bresemann gehüteten Tor lag (18.), aber erst ein dicker Fehler in der Hintermannschaft der Rudolstädter bescherte dem schnellen Youssef Labbouz freie Bahn, die er mit einem platzierten Schuss ins lange Eck nutzte (26.).
Danach hatte die Einheit noch eine knifflige Situation zu überstehen (28.), kam aber dann zum Ausgleich. Marco Riemer setzte sich im Zweikampf durch, hatte den Blick für den Nebenmann und der (Benjamin Bahner) traf freistehend und technisch gekonnt (30.).
Nach zwei Eckbällen für den LFC, die nichts einbrachten, war es Fabian Herrmann, der den aus seinem Kasten geeilten Gästekeeper, der bis dahin kaum geprüft wurde, mit einem Heber überraschte (40.). Das sei schon ein Spiegelbild der letzten Wochen gewesen. Denn es habe auch heute zu viele einfache Fehler gegeben, analysierte Jähnisch beide Gegentore.
Doch die Grün-Gelben zeigten Moral. Zunächst fand Bahner bei seine Eingabe keinen Verwerter (42.), aber dann bewies er Willen und Zweikampfstärke, gab das Duell gegen zwei Gegenspieler nicht verloren und netzte aus sechs Metern ein (45.+1).
Doch schon vier Minuten nach Widerbeginn enteilte Labbouz der Rudolstädter Deckung. Seine Eingabe von links bekam Szymanski an die Hand. Verwarnung für den Abwehrrecken und Elfmeter waren die Folge. Lemke verwandelte, obwohl Bresemann fast noch dran war. Im Gegenzug forderten die Gäste auch bei der Aktion gegen Bahner vergeblich einen Strafstoßpfiff.
Nach einer knappen Stunde ärgerte sich Müller, dass Labbouz, der allein auf Bresemann zulief, mit seinem Schuss aus 16 Metern dessen Gehäuse knapp verfehlte (59.). und damit, da muss man dem Übungsleiter der Hausherren Recht geben, eine einhundertprozentige Torgelegenheit ausließ.
Doch nun wurde die Einheit stärker, wobei die Ampelkarte (65.) den Thüringern natürlich auch in die Karten spielte. Nach 76 Mintuen schien das 3:3 fällig, aber Bahner trat bei einer Eingabe über den Ball. Kurz darauf musste Bresemann bei einem Schuss von Labbouz zum einzigen Male in der Partie auf „Tauchstation“, gehen, indem er seinen Schuss um den Pfosten lenkte (78.).
Sechs Minuten vor Schluss – es gab noch drei Nachspielminuten – wurde die Einheit, die selbst von einigen Fans auf der weiten Fahrt in den Ort am Rande von Berlin begleitet wurde, wobei das Funktionsteam der Mannschaft diesmal nur aus drei Leuten bestand, dann doch der dritte Ausgleich. Szymanski stocherte das Spielgerät mit viel Einsatz irgendwie über die Linie und sicherte seiner Mannschaft so den zweiten Punkt im vierten Oberligaspiel.
„Ich denke, wenn das 3:3 eher gefallen wäre – wir hatten viele Angriffe über die Seiten – wäre wir noch mutiger gewesen. Aber am Ende ist das Ergebnis trotz alle dem leistungsgerecht“, resümierte Jähnisch.
Und da lag auch Aaron Müller etwas näher bei der Einschätzung seines Trainerkollegen: „Deswegen gebe ich dem Kollegen Recht, wenn wir drei Tore schießen und aus der Überlegenheit nichts machen und drei Gegentore kassieren, haben wir es nicht verdient zu gewinnen.“
Die Statistik
Ludwigsfelder FC:
Lindner, J. Bache, Fürstenow, Herrmann (84, Bambi), Behling (46. Marenin), Burda (54. Gerlach), L. Bache (65. GRK), Franke, Labbouz, Lemke, Schulz
FC Einheit:
Bresemann, Giebel, Szymanski, Schneider, Rühling (71. Seturidze), Horack (76. M. Baumann), Fiedler, Krahnert, Rupprecht, Riemer, Bahner
Schiedsrichter: Bela Wiethüchter, Zuschauer: 147
Torfolge: 1:0 Youssef Labbouz (26.), 1:1 Benjamin Bahner (30.), 2:1 Fabian Herrmann (40.), 2:2 Benjamin Bahner (45.+1), 3:2 Christopher Lemke (49./HE), 3:3 Mateusz Szymanski /87.)
Hartmut Gerlach